Die „große Lösung“ gegen CO2

Heute während der Diskussion in der Synode fiel mir etwas auf: es gibt gelegentlich Dinge, die sind eigentlich völlig logisch und ergeben sich konsequent aus allen Voraussetzungen, werden aber abgelehnt – aus seltsamen und irrationalen Gründen.

Es ist so wie mit dem Tempolimit auf der Autobahn. Bei aller Diskussion um falsche Statistiken, veraltete Studien und dem Feilschen um Prozente bleibt doch eines festzuhalten: Es gibt keine schnellere, leichtere und vor allem billigere Möglichkeit, um zeitnah und nachhaltig den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr zu verringern.

Natürlich bleibt die Frage, wieviel dadurch dann tatsächlich eingespart wird, aber selbst wenn es nur wenige Prozent des Ausstoßes sind, so ist das noch immer mehr als Filter und sonstige Maßnahmen in absehbarer Zeit einsparen können.

Das einzige Argument dagegen, dass hinter den vorgeschobenen Streiterein steckt, ist, dass die Leute mit schnellen Autos auch schnell fahren wollen – und im Blick auf das Ziel der Verringerung der CO2-Belastung darf so ein Argument eigentlich nicht zählen. Mir persönlich würde es nichts ausmachen, wenn man nur noch 130 fahren darf – mein Twingo droht bei größeren Geschwindigkeit sowieso auseinanderzufallen.

Die LaKi-Eventwoche: Das Libanon-Gespräch

Heute war Landessynode (aber dazu später), zwischendrin war ich aber kurzzeitig beim EMS, weil es dort ein informelles Gespräch mit dem Bischof der Evangelischen Kirche im Libanon gab. Sein Haus bzw. seine Kirche ist direkt am Regierungsgebäude, das seit Monaten von Demonstranten belagert und inzwischen vom Militär bewacht wird.

Es war wirklich interessant, was er so gesagt hat, einige Ursachen für die Situation habe ich jetzt erst wirklich richtig verstanden. Zumindest hat mich seine Einschätzung, dass es seiner Meinung nach keinen neuen Bürgerkrieg geben wird, im Blick auf die Ausgrabung im Sommer beruhigt.

Komasaufende Killerspieler

Wie man bei Spiegel Online und Welt.de nachlesen kann, fordern Bundespolitiker von CDU und den Grünen eine generelles Alkoholverbot für Jugendliche.

Grund für diese Forderung ist die „Zunahme“ von Alkoholexzessen wie die des Jugendlichen, der in Berlin im Koma liegt.

Die FDP hält sich etwas zurück:

Die FDP sprach sich gegen ein generelles Alkoholverbot für Minderjährige aus. „Ich habe den Eindruck, Politiker beruhigen ihr Gewissen mit spontanen Aktionen“, sagte der drogenpolitische Sprecher, Detlev Pfarr. „Über Repression ist wenig zu erreichen“, argumentierte Pfarr. Die jungen Leute müssten lernen, verantwortungsbewusst mit Alkohol umzugehen. Daher sei mehr Aufklärung an den Schulen nötig.

Ich glaube, Pfarr hat recht. Nun, da die Killerspiel-Debatte gerade am Abflauen ist, bietet die Diskussion über das Komasaufen eine neue Möglichkeit zu Aktionismus. Natürlich ist es schlimm, wenn Jugendliche sich ins Koma saufen, und natürlich muss man versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Nur: Ein Verbot von Alkohol für Minderjährige wird nicht verhindern, dass dies wieder passiert. Weil genau wie bei den Killerspielen auch der Alkohol auf irgendeine andere Weise organisiert werden kann.

Um Kinder und Jugendliche nachhaltig und sinnvoll vor Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit zu schützen, braucht es mehr als ein Gesetz. Leider…

Das Tun der Anderen…

Bild.de hat gerade folgenden Teaser auf der Startseite: Klima-Schutz. Sollen wir Deutsche die Welt alleine retten? Wir sollen nicht mehr in den Urlaub fliegen! Aber die anderen verpesten weiter die Luft.

Der zugehörige Artikel hat die etwas abgeschwächtere Überschrift „Rette ich wirklich die Erde, wenn ich nicht mehr in den Urlaub fliege?“ und darin heißt es:

Umweltexperten und Spitzenpolitiker aller Parteien plädieren für mehr Urlaub in Deutschland – statt Flugreisen in alle Welt. Im Klartext: Wir sollen auf Mallorca verzichten!

Wir sollen auf Mallorca verzichten! Ich lass das mal so stehen, es kann sich jeder selbst überlegen, warum dort Mallorca steht und wer mit „wir“ gemeint ist.

Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens will Billigflüge sogar ganz verbieten lassen! Ein Hin- und Rückflug auf die Kanaren verursache genauso viel Schadstoffe wie ein Jahr Autofahren.

Greenpeace in allen Ehren, aber ich frage mich, wie das gemeint ist. Hat ein kompletter Flug diesen Schadstoffausstoss? Dann muss man ihn natürlich durch die Anzahl der Passagiere teilen. Und wieviele Kilometer Autofahren sind gemeint? Fragen, die Frau Behrens unter Umständen sogar beantwortet hat… aber die hier nirgends auftauchen.

Ganz im Sinne des Teasers werden dann noch Artikel verlinkt, die sich mit den (bösen) Amis, Russen und Chinesen beschäftigen und ihre Umweltsünden anprangert. Es ist natürlich ärgerlich, dass diese den Umweltschutz nicht so ernst nehmen, aber es ist doch ganz offensichtlich falsch, daraus zu schließen, dass die Deutschen weniger Umweltschutz betreiben brauchen.

Die Haltung „die anderen machen es doch auch“ in der Gesellschaft zu schüren, ist grundfalsch. Das andere falsch handeln, darf kein Grund sein, dass man selbst nicht das Richtige tut. Es ist natürlich in diesem konkreten Fall die Frage, was das Richtige ist und wie man blindem Aktionismus vorbeugen kann. Aber der Tenor dieser Berichterstattung über das Klimaproblem bei der Bildzeitung schürt den Trotz gegenüber den Politikern auf Basis des Neids auf andere, die sich weniger Gedanken zur Umwelt machen und damit auch weniger Einschränkungen haben (billiger Sprit etc.). Eine vernünftige(!) Umweltpolitik wird durch solch eine Haltung verhindert.

Dumping-Profis

Im Blog von Daniel Große habe ich einen Beitrag über das neue Portal der Bildzeitung gefunden: Profis.de.

In der Beschreibung der Seite heißt es:

Auf unserem Online-Marktplatz sind Sie genau richtig, wenn Sie Ihren optimalen Dienstleister finden wollen.

Und der optimale Dienstleister ist nicht etwa der beste, sondern natürlich der billigste, denn Geiz ist geil. Am Besten verdeutlichen lässt sich das mit dem Malergebot, dass auch Daniel Große schon zitiert. Das Angebot von „Michael“ umfasst das Streichen von zwei Räumen in Wischtechnik – angepeilter Preis: 100 € (!). Das alleine wäre schon lustig, aber das wirklich witzige ist die Diskussion, die über den Preis entbrannt ist. Ein Malermeister hat nämlich gefragt, ob der Auftraggeber nicht eine Null vergessen hat. Darauf dieser:

Guten Tag MalerSander, ich frage mich, ob sie noch ganz bei Trost sind. Wenn sie für diesen Auftrag eher 1.000,-€uro als realistisch ansehen, haben sie meines Erachtens auf dieser Seite überhaupt nichts verloren.

Und etwas weiter unten:

Ich poltere nicht los, aber ich bin nicht ihrer Meinung, das gute Qualität zwingend einen hohen Preis erfordert. Ich denke das System der Discounter wie z.B. Aldi zeigt, dass es auch gute Qualität für weniger Geld geben kann.

Richtig. Aber selbst wenn man jetzt annimmt, dass die Qualität von Aldi-Fleisch genauso gut ist wie beim Metzger um die Ecke: Das Discounter-Prinzip ist doch ein völlig anderes System. Die Produkte sind deswegen so billig, weil die Einkaufsmenge so groß ist. Das soll mir mal einer erklären, wie das bei Malerarbeiten funktionieren soll (selbst wenn man das Finanzamt außen vor lässt).

Der Auftraggeber verweist dann noch auf MyHammer.de, wo solche Preise angeblich Standard sind. Dies führt aber zu einem klaren Antwort von Maler Sander:

[…] die Seite My Hammer ist ein Tummel und Spielplatz für Schwarzarbeiter, die auch bei Ihnen nicht für 100,- € eine Wischtechnik ausführen.

Da hat er wohl recht. Aber das interessiert den Auftraggeber wohl kaum, denn schließlich will er ja das optimale Angebot – und das sind 100 €. Darauf kann er aber wohl lange warten…

Ich frage mich, was für Vorstellungen solche Leute haben. Sind die alle von Bildzeitungs-Propaganda wie „Die Abzock-Tricks der Handwerker“ und „Volks-Produkten“ indoktriniert worden?
Man kann doch nicht völlig unwirtschaftlich für Dumpingpreise arbeiten lassen und sich dann aber beschweren, wenn man selbst keine realistischen Preise mehr bekommt oder Arbeitplätze in Billiglohnländer abwandern. Dahinter steckt nämlich genau dieses System, das auf Qualität keinen Wert legt, solange der Preis stimmt. Dass eine solche Denkweise auf Dauer der deutschen Wirtschaft nur schaden kann, ist offensichtlich.

Ich schließe mit den Worten von „mannfuerallefaelle“:

solche sklavenähnlichen und auf schwarzarbeit ausgerichtete angebote, sollten eigentlich bestraft werden.

Geschichtsunkritische Spezialkräfte

Pünktlich zum Start der neuen SAT1-Serie „GSG 9“ kommen die deutschen Elitetruppen in die Kritik.

Grund ist ein Buch mit dem Titel „Geheime Krieger“, in dem es heißt, dass GSG 9 und KSK eine NS-Spezialeinheit zum Vorbild nehmen würden. Spiegel.de berichtet:

In dem Werk stellt der ehemalige Brigadegeneral Reinhard Günzel das Kommando Spezialkräfte (KSK) und seine Elite-Soldaten in die Tradition der Wehrmachts-Spezialdivision „Brandenburg“. „Die Kommandosoldaten wissen genau, wo ihre Wurzeln liegen“, schreibt Günzel, der bis Ende 2003 Kommandeur des KSK war, das auch in Afghanistan zum Einsatz kam. Die Einsätze der Division „Brandenburg“ gälten „in der Truppe als geradezu legendär“.

[…]

Hans-Peter Bartels, SPD-Abgeordneter im Bundestags-Verteidigungsausschuss, sieht nun möglichen Handlungsbedarf: „Wenn das Bild des KSK, das in dem Buch gezeichnet wird, annähernd richtig wäre, dann gäbe es in den Heeres-Spezialkräften einiges zu korrigieren“, sagte er dem SPIEGEL. Günzels Elite-Kämpfer seien offenbar „voller Dünkel gegenüber der verweichlichten Welt der Zivilisten wie auch gegenüber der Rest-Bundeswehr“.

Wenn die Schlagzeilen nicht so negativ wären, könnte man fast eine PR-Aktion vermuten. Schließlich hat VW mit dem Schlämmerblog vorgemacht, dass virale Werbung tatsächlich funktioniert. Allerdings ist eine NS-Vergleich keine gute Publicity für eine neue Fernsehserie, daher fällt das wohl weg.

Umgekehrt könnte natürlich die Serie ein positiveres Bild der Spezialtruppe vermitteln. Das können die im Moment wohl auch ganz gut gebrauchen…

Kritik am Islam und der arabischen Welt

Mir wurde aus Dubai ein Video-Link geschickt, den ich jedem nur empfehlen kann. Es ist ein Ausschnitt aus einem Interview von Abu Dhabi TV mit dem bahreinischen Autor Dhiyaa Al-Musawi.

Es ist so ziemlich das Beste, was ich jemals von einem Moslem über seine Religion gehört habe:
Memri TV – Interview with Dhiyaa Al-Musawi

Generell ist Memri TV eine äußerst interessante Seite.

Es geht doch…

Unsere Bundeskanzlerin bereist zur Zeit die arabische Welt, und war dabei auch in Saudi-Arabien. Nun müssen dort eigentlich Frauen immer verschleiert sein, was aber offensichtlich nicht bei Staatsbesuchen gilt. net-tribune schreibt:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in Saudi-Arabien den strengen Kleidungsvorschriften getrotzt. Ohne den sonst für Frauen verpflichtenden Umhang traf sie sich am Sonntag mit dem als moralische Instanz geltenden König Abdullah.

Auch keine andere Frau von Merkels Delegation hatte sich in die so genannte Abaja gehüllt.

Natürlich wäre es politisch äußerst schwierig gewesen, der EU-Ratspräsidentin irgendwelche Kleidungsvorschriften zu machen… aber die Geschichte zeigt, dass es anscheinend soooo furchtbar nicht sein kann, immerhin hat der König Frau Merkel sogar die Hand gegeben.

Ich frage mich, ob davon Bilder im saudi-arabischen Fernsehen zu sehen waren. Schließlich ist es doch für die Bevölkerung (besonders für die Frauen) ein nicht zu unterschätzendes Zeichen, wenn der König einer unverschleierten Frau die Hand gibt. Es muss die ganzen Hardliner-Scheichs doch unheimlich nerven, dass ständig irgendwelche Frauen in hohen Ämtern sind (so auch die Außenministerin der USA). Und falls Hillary Clinton Präsidentin werden sollte, wird es noch besser…

Vielleicht führt das ja irgendwann zu Lockerungen dieser absurden Vorschriften in diversen islamischen Ländern. Es wäre jedenfalls wünschenswert.

Das Heer der Fliegen

Rund ums Tote Meer gibt es eine Fliegenplage, das berichtet Israel-netz.de, zusätzlich gibt es auch Probleme mit der Austrocknung des Toten Meeres. Um beide Dinge wollen sich nun Israelis und Jordanier gemeinsam (!) kümmern.

Israelische und jordanische Experten haben damit begonnen, gemeinsam gegen die Probleme des Toten Meeres zu kämpfen. Sie wollen zum einen einer überhand nehmenden Fliegen-Plage Herr werden, zum anderen soll die Austrocknung des Toten Meeres gestoppt werden.

Vergangene Woche hatten sich israelische und jordanische Regionalräte aus dem Gebiet des Toten Meeres in der jordanischen Ortschaft Safi getroffen.

Und woher kommt die Fliegenplage?

„Wir haben schon alles gegen diese Fliegenplage unternommen“, sagte Litvinoff laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“. „Wir haben Spezialisten eingeflogen und alle möglichen Pestizide benutzt. Doch die Fliegen kommen weiterhin von der jordanischen Seite. Einige Monate lang kann man nicht mal mehr draußen sitzen.“ Die Israelis schauten sich bei dem Besuch die Quelle des Problems auf den Feldern von Safi an: ein Dünger, der die Fliegen anzieht. „Die Menschen hier sind arm, daher können sie sich keine besseren Dünger leisten“, sagte Faruk Arslan, ein jordanischer Ökologe aus der Gruppe.

Nun soll ein „Friedenspark“ errichtet werden, die Weltöffentlichkeit und die UNESCO über das Problem der Austrocknung unterrichtet werden, außerdem soll der Handel zwischen beiden Regionen verbessert werden (wahrscheinlich gibts dann besseren Dünger).

Der Besuch in Jordanien war von der Umweltschutzorganisation „Friends of the Earth – Middle East“ (FoEME) organisiert worden, in dem Israelis, Jordanier und Palästinenser zusammenarbeiten.

Es geht also, dass trotz der politischen Lage Vertreter eigentlich verfeindeter Gruppen zusammenarbeiten. Das verbindende Element war hier die gemeinsame Sorge um die Region. Nun, was ist an dieser Region so besonderes, habe ich mich gefragt.

Die jordanische Seite des Toten Meeres ist ein genaues „Spiegelbild“ der israelischen Seite. In der Region gibt es viele chemische Raffinerien, Entsalzungsanlagen und Hotels. (js)

Ich vermute, dass Raffinierien und Entsalzungsanlagen sich weder um die Austrocknung noch um die Mückenplage scheren. Aber die Hotels (und Kliniken, die es dort gibt) sind vermutlich ein Problem: Wenn man nicht mehr draußen sitzen kann, kommt irgendwann auch keiner mehr. Und wenn es kein Totes Meer mehr vor der Hoteltüre gibt (sondern 10 km weit weg) auch nicht. Und das ist ärgerlich für die Touristikbranche, noch dazu weil das Tote Meer doch so schön weit weg ist von Golan, dem Libanon und Syrien. So gibt es sicherlich auch eine finanzielle Motivation für das Abkommen.

Es ist trotzdem schön, dass die Zusammenarbeit funktioniert. Die Verantwortlichen haben eingesehen, dass man das Problem nur gemeinsam lösen kann. Ein Modell für viele Regionen…

Ungeklärte Verhältnisse

Wir erinnern uns, dass die Bildzeitung reißerisch über die Affäre Seehofers berichtet hat (siehe dazu auch Bildblog.de).

Da die Geschichte nach der vielen Kritik und den neueren Entwicklungen etwas in den Hintergrund gerückt ist, versucht Bild, es anzusprechen, wo es nur geht.

Im Artikel „Seehofer kämpft weiter um Parteivorsitz“ heißt es:

Seehofer tourte gestern über die „Grüne Woche“ in Berlin. Am Rande sagte er zu BILD: „Eine einvernehmliche Lösung wäre immer besser.“ […]

Schaden ihm seine ungeklärten privaten Verhältnisse?

Seehofer: „Ich glaube nicht.“

Er „tourte“. Das klingt, als ob Seehofer nur auf der „Grünen Woche“ war, um Wahlkampf zu machen. Dass er als Bundeslandwirtschaftsminister das Ding eröffnet hat, stand dort natürlich nicht.

Fast die gleiche Frage nach den (nach Meinung der Bildzeitung) ungeklärten Verhältnissen stellt Bild auch Günther Beckstein im Interview.

BILD: Ist Seehofers ungeklärte private Situation ein Handicap?

Beckstein: Nein. Diese Fragen dürfen heute keine Rolle mehr spielen. In meinem Glauben ist ganz wichtig, dass man Fehler und Sünden vergeben bekommt. Und ich bin sicher, dass er selbst eine Klärung herbeiführen wird.

Gute Antwort. Daran sollten sich die Papstfreunde von der Bildzeitung mal ein Beispiel nehmen. Für die Bildzeitung bedeutet Vergebung vermutlich gut katholisch eine vorhergehende Buße (und zwar öffentlich, damit man sie ausschlachten kann!)… das hat Protestant Beckstein aber sich nicht gemeint.

Und was Beckstein auch nicht sagt, ist, dass Seehofer zur Klärung sicher nicht mit der Bildzeitung reden wird. Das ist zumindest zu empfehlen…

Frisierte Stimmungsschwankungen

Es ist interessant, wie sich die Grundstimmung in der Berichterstattung über den „berühmtesten Arbeitslosen Deutschlands“, Henrico Frank, in den letzten Tagen entwickelt hat. Ich beziehe mich in der folgenden Aufstellung auf Bild.de und Spiegel.de.

Am 13. berichteten beide Blätter über die Pöbelattacke und die Antwort Becks.
Bild.de:

Dann der Auftritt von Henrico Frank (37): Der Arbeitslose – lange strähnige Haare, Nasenpiercing, Zottelbart – drängelte sich an den SPD-Chef heran, brüllte: „Sie sind für Hartz IV verantwortlich – und ich habe keinen Job …!“
Beck drehte sich um, rief dem offenbar alkoholisierten Arbeitslosen zu: „ Wenn Sie sich waschen und rasieren, dann haben Sie in drei Wochen einen Job!“

Spiegel.de:

Wirbel um Kurt Beck: Ein Arbeitsloser beschimpfte ihn auf einem Weihnachtsmarkt wegen Hartz IV. Da riet ihm der SPD-Chef, er müsse sich nur waschen und rasieren, schon „haben Sie in drei Wochen einen Job“. Beck versucht sich jetzt in Vorwärtsverteidigung – FDP und Union greifen ihn an.

Während im Bild-Artikel die Stimmung ironisch bis ausgewogen ist, kritisiert der Spiegel Beck und zieht dazu auch Äußerungen anderer Passanten und von FDP und Union heran. Beide weisen jedoch darauf hin, dass Beck dem Arbeitslosen helfen will.

weiterlesen…

Sabbatschänder extrem

Während bei uns die Diskussion um Ladenöffnungszeiten am Sonntag relativ gemäßigt verlaufen, ist das in Israel etwas anders. Israelnetz berichtet vom Boykott gegen die Fluggesellschaft El Al.

Die israelische Fluggesellschaft El Al spürt allmählich die Folgen eines inoffiziellen ultra-orthodoxen Boykotts – sie schätze die täglichen Verluste auf rund 180.000 Euro, hieß es aus einer internen Quelle.

Bisher haben die ultra-orthodoxen Rabbiner keinen offiziellen Boykott ausgesprochen. Doch viele Mitglieder ihrer Gemeinschaft weichen auf andere Fluggesellschaften aus. Wenn ein ultra-orthodoxer Jude einen Rabbiner danach fragt, wird er den Rat bekommen, El Al zu meiden. Der Grund: Vor zwei Wochen waren El Al-Flugzeuge entgegen den sonstigen Gepflogenheiten nach Schabbat-Beginn in der Luft gewesen.

[..]

Andere Fluggesellschaften scheinen hingegen ihre Chance auf dem ultra-orthodoxen Markt zu sehen. Air Canada hat am Mittwoch in einer Zeitung der Glaubensgruppe inseriert. Die Gesellschaft versprach Vorteile für Passagiere und koschere Mahlzeiten.

Man stelle sich das mal übertragen auf Deutschland vor: Strenggläubige Katholiken und Protestanten boykottieren Shell wegen der sonntäglichen Öffnung der Tankstellen (und zwar so, dass es merkbar ist). Daraufhin schließt Aral alle Tankstellen am Sonntag, bietet zusätzlich täglich Messen und Kurzandachten zu jeder vollen Stunde und verkauft Weihrauch, Gesangbücher und Bibeln. Das wär doch mal was!

Andererseits habe ich auch nach längerem Suchen keine Stelle in der Tora gefunden, an der steht, dass während des Sabbats keine Flugzeuge in der Luft sein dürfen. Aber vielleicht hab ichs auch überlesen…

BW gegen SH

Mit dem aktuellen Spiegel.de-Artikel „So sozial sind die Bundesländer“ wurde ich an eine alte Diskussion in meinem Beitrag „Omas Albtraum“ erinnert. Es ging darin um eine Aufzählung von Vorteilen und Nachteilen der Bundesländer Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein zwischen Joachim, Katja und mir.

Ich zitiere nun den Spiegel-Artikel:

Der Stuttgarter Ministerpräsident Günther Oettinger ist stolz. Baden-Württemberg ist nicht nur das reichste, sondern auch das sozialste Bundesland in Deutschland.
[..]
Sozialer Verlierer ist laut Studie Schleswig-Holstein – von Platz 2 auf Platz 8.

Matt!

Türkische Ungerechtigkeiten

Erdogan ist stinkesauer. Spiegel.de berichtet, dass er der EU unfaire Entscheidungen vorwirft.

Die Forderung der EU, dass die Türkei ihre See- und Flughäfen für das EU-Mitglied Zypern öffnen müsse, sei „eine Ungerechtigkeit gegenüber der Türkei“, sagte Erdogan heute vor Abgeordneten. Die EU sei nicht in der Lage, den Konflikt um die geteilte Mittelmeerinsel Zypern zu lösen.
[..]
Die geforderte Anerkennung des EU-Mitglieds Zypern bezeichnete Erdogan als „Ungerechtigkeit“. Die Türkei habe das sogenannte Ankara-Zusatzprotokoll, das eine Ausweitung der Zollunion auf die neuen EU-Mitglieder vorsieht, nur unterzeichnet, weil sie mit einem Ende der internationalen Isolierung des türkisch kontrollierten Nordens gerechnet habe. Erdogan bekräftigte den Wunsch nach einer „gerechten, dauerhaften und umfassenden Lösung“ des Zypernproblems im Rahmen der Uno.

Ich frage mich, was es aus Sicht der Türkei bringen soll, das Problem an die Uno weiterzugeben. Erstens juckt die Uno nicht, ob die Türkei in der EU ist oder nicht. Und zweitens steht auf der Info-Seite des Auswärtigen Amtes über Zypern:

Die Herrschaftsgewalt der Regierung erstreckt sich seit 1974 de facto nicht auf den Norden der Insel. Dort hat sich unter dem Namen „Türkische Republik Nordzypern/Türk Kuzey Kibris Cumhuriyeti“ ein von der Staatengemeinschaft mit Ausnahme der Türkei nicht anerkanntes Gebilde mit eigener „Regierung“ etabliert.

Die Türkei kann doch nicht erwarten, dass sich plötzlich alle (die Staatengemeinschaft) nach ihr richten sollen?
Erdogan wirft der EU fehlende politische Weitsicht vor. Ich vermute eher, dass bei der Türkei die Weitsicht bisher gefehlt hat. Sie hätten sich doch denken können, dass eine EU mit Mitgliedsland (!) Zypern nicht einfach über die Nichtanerkennung dieses Mitgliedslandes hinwegsieht! Wenn die Türkei in die EU will, dann ist es doch nicht Sache der EU, Kompromisse einzugehen. Dass die Verhandlungen jetzt erst (teilweise) ausgesetzt wurden, ist meines Erachtens bereits ein großes Entgegenkommen.

Ich verstehe diese Denkweise und die fordernde Haltung der Türkei nicht. Die Position der EU und der UNO zu Zypern ist eindeutig. Die Türkei muss Zypern anerkennen und ihre Häfen und Flughäfen öffnen. Solange dies nicht geschieht, muss die Antwort der EU sein: „Du kommst hier net rein!“

Nochmal Killerspiele

Habe gerade eine Rede von Stoiber gesehen, in der er sagte, Killerspiele müssten verboten werden, da sie Jugendliche zur Gewalt verleiten würden. Die Kinder orientieren sich angeblich an den Handlungen der Spiele und ahmen es in der Realität nach.

Wenn sich jemand an Doom für einen Amoklauf orientieren wollte, müsste er nur eine Stihl-Säge kaufen (die gibts auch ohne Waffenschein) und dann ein Gemetzel veranstalten. DAS wäre „Killerspiel“-inspiriertes Amoklaufen.

Und noch zum Quake-Level von der Schule des Amokäufers, den er angeblich erstellt hat (laut Bildzeitung, Spiegel.de berichtige das inzwischen):
Ich habe selbst einmal den dritten Stock meiner Schule als Level für Doom nachgebaut, und für ein eigenes Ballerspiel (!), das „Return to insanity“ heißen sollte (wurde aber nicht fertig). Zusätzlich gab es Spiele von mir, in denen in diversen Räumen der Schule diverse Personen auftraten (wer die Spiele kennt, weiß wovon ich rede). Mal abgesehen davon, dass ich nie an meiner Schule Amok gelaufen bin – Schulen werden ständig als Levels für Ballerspiele nachgebaut, denn sie eignen sich einfach dafür: sind groß mit vielen Räumen – und die Schüler sind täglich dort. Außerdem ist es wesentlich cooler, statt eines mittelalterlichen Schlosses ein richtiges Gebäude nachzubauen, dass die Kumpels auch kennen. Sowas schafft Ansehen unter Freunden und Mitschülern… DESHALB machen das die Jugendlichen, nicht um für einen Amoklauf zu üben.

PS: Ich möchte an dieser Stelle nur mal erwähnen, dass auch Wohnheime sich als Levels eignen. Spontan fällt mir da ein gewisses Haus in Tübingen ein, dass sich wunderbar als Quake-Level machen würde – inklusive Mittelalter-Optik.

Ich habe übrigens tatsächlich einmal ein Spiel entworfen, dass „Stiftlerjagd“ hieß… es wurde aber auch nie fertig… es war auch nicht wirklich brutal, man bewarf sich mit Königsberger Klopsen, bis die Gegner kotzen mussten. Angefangen hatte ich damit nach einem Mittagessen, bei dem es mal wieder Königsberger Klopse mit Kapern gab… damit kann man mich wirklich jagen!