Nachlesenswert: Der Zeit-Autor Jens Jenssen hat in seinem Video-Kommentar einen Diskussionsbeitrag zum Angriff der ausländischen Jugendlichen auf den Rentner in der Münchner U-Bahn geliefert.
Unter anderem sagt er darin:
Man fragt sich doch, ob dieser Rentner, der sich das Rauchen in der Münchener U-Bahn verbeten hat und damit den Auslöser gegeben hat zu einer zweifellos nicht entschuldbaren Tat, eben sicher nur in der Kette einer unendlichen Masse von Gängelungen, blöden Ermahnungen, Anquatschungen zu sehen ist, die der Ausländer, namentlich der jugendliche, hier ständig zu erleiden hat.
Das nimmt die Bildzeitung zum Anlass, gegen ihn zu schießen. Und „kritische“ Kommentare zu Jenssens Beitrag sind in großer Zahl eingegangen, wie man bei der Zeit selbst nachlesen kann.
Zur Qualität der Kommentare lasse ich mich an dieser Stelle nicht aus, sie zeugen wieder einmal davon, wie rabiat, besserwisserisch und radikal einzelne Elemente der Gesellschaft gegen Meinungen vorgehen, die nicht dem Mainstream (oder ihrem persönlichen Eindruck davon) entsprechen.
Ich möchte jedoch an dieser Stelle auf Jens Jenssens Antwort bei der Zeit verweisen („Erschrocken„), wo er sich zu den Vorwürfen aus den Kommentaren äußert.
Sowohl den Vorwurf des „1. Klasse-Fahrers“ als auch den des verkappten Leninisten entkräftet er und hält gleich zu Beginn fest:
Keineswegs habe ich, wie mir die meisten unterstellen, die an der Münchener Gewalttat beteiligten Ausländer zu rechtfertigen versucht. Die Pointe bestand ja gerade darin, dass es sich um bekannte Intensivtäter handelte, die für die Masse der hier lebenden ausländischen Jugendlichen gerade nicht repräsentativ sein können: umso fragwürdiger, dass an den Münchner Vorfall eine Ausländerdebatte geknüpft wurde.
Auch wenn ich den Beitrag von Jenssen an vielen Stellen für überzeichnet halte – damit hat er Recht. Denn es ist kaum verwunderlich, dass die Intensivtäter auf diese Weise reagiert haben. Die Frage ist doch: Hätten alle ausländischen Jugendlichen so reagiert und den Rentner verprügelt? Hier kann man meines Erachtens nicht „ja“ sagen, aber es gibt einige in Deutschland, die so tun, als könne und müsse man das.
Natürlich sind die Täter schuld an der Tat, und nicht der Rentner. Man darf jedoch tatsächlich nicht unterschlagen, dass die Ursache der Tat der Hinweis des Rentners auf das Rauchverbot war. Damit hatte er natürlich Recht. Aber Recht haben allein hilft nicht – schon gar nicht gegen unerschrockene Kriminelle (die ja, wie der Ausdruck kriminell schon zeigt, eben nichts vom Recht halten).
Hätte er deutsche Jugendliche mit ähnlichem kriminellen Hintergrund darauf hingewiesen, wäre der Effekt unter Umständen der gleiche gewesen. Nur, dass dann weder Koch noch die Bildzeitung einen Grund für die Aktionen der letzten Wochen gehabt hätten.
Nochmal Jenssen:
Und ich beharre allerdings darauf, dass Deutschland ein Spießer-Problem hat. Und dass in diesem Land mit unerbetenen und zudringlichen Ermahnungen, Ratschlägen, Besserwissereien und scheelen Blicken jeder Ausländer schlechte Erfahrungen macht, auch Briten, Franzosen oder Österreicher.
Ich glaube, er hat damit zumindest nicht völlig unrecht. Schlechte Erfahrungen mit Einheimischen machen aber alle Ausländern überall in der Welt… in manchen Ländern werden sie belächelt, in manchen mißtraut man ihnen, bei uns ermahnt man sie besserwisserisch und in den meisten Ländern werden sie einfach nur beschissen.