Über unsere Killerspiel-Debatte (von der man in den letzten Tagen gar nichts mehr hört… komisch) kann man in den USA nur lächeln. Dort gibt es bereits eine verschärfte Version: Killerspiele mit „christlichem“ Inhalt. Spiegel.de berichtet im Artikel „Glaub oder Stirb“ über die radikal-christlichen Spielemacher.
„‚Left Behind: Eternal Forces‘ ist eine gewalttätiges Videospiel, in dem wiedergeborene Christen versuchen, alle zu missionieren oder zu töten, die nicht ihrer extremen Ideologie folgen“, sagte ein Sprecher der Gruppe „Campaign to Defend the Constitution“. „Nachdem man jemanden getötet hat, muss man die eigenen Seelenpunkte wieder aufladen, indem man betet – ich denke, die Botschaft ist außerordentlich deutlich“, so der Sprecher.
Nun ja, die Idee ist innovativ… ähnliches gibt es in zahlreichen Filmen, ich verweise nur mal auf die „Gods Army“-Serie. Ich fühlte mich sofort daran erinnert:
Das Spiel basiert auf der in den USA extrem populären Buchreihe „Left Behind“, die in einem postapokalyptischen Amerika spielt. Gott hat die Gläubigen zu sich genommen, auf der Erde zurück bleiben die Verzweifelten, die nun im ständigen Kampf mit dem Satan und seinen Truppen liegen.
Kritik am Spiel wird scharf zurückgewiesen, schließlich geht es ja darin gar nicht ums Töten.
In Wahrheit gehe es nicht in erster Linie um Gewalt, sondern darum, „dass das Spiel Gebete und die Verehrung Gottes fördert“. Töten im Namen Gottes gebe es darin nicht. In einer etwas bizarren Wendung angesichts des tatsächlichen Marktes für Video- und PC-Spiele – der von Sportspielen dominiert wird – fügte er hinzu: „Es wird natürlich getötet, es ist schließlich ein Videospiel.“
Es geht nicht in erster Linie ums Töten? Aber das sagen die Counterstrike-Hersteller doch auch. Man sollte das mal unseren Politikern erzählen, die würden vielleicht sogar die christlichen Fundamentalisten verbieten aus Angst vor Amokläufen. Denn was könnten solche Spiele für Folgen haben? Amokläufe von christlichen Fundamentalisten unter Gothic-Fans? Pietisten, die Gemetzel auf Homo-Festivals veranstalten? Ich weiß es nicht..
Es bleibt nur die Hoffnung, dass das Spiel trotz guter Verkaufszahlen nur mäßigen Erfolg haben wird. Und diese Hoffnung ist berechtigt:
[..] mancher Käufer dürfte die Entscheidung trotz aller Begeisterung für die religiösen Untertöne aber schnell bereuen. Das Spiel gilt der Fachpresse nämlich als ziemliche Niete: Es sei grafisch nicht auf der Höhe der Zeit, die Bedienung umständlich und auf Dauer schlicht lästig.