Der gemeinsame Feind

Bei all den Kämpfen und Streitigkeiten zwischen Hamas und Fatah im Gazastreifen, zwischen (Pro-)Syrern und Libanesen, zwischen Hisbollah und gemäßigten Muslimen, zwischen Schiiten und Muslimen frage ich mich eines: Ist daran wirklich (wie so oft von allen Gruppen behauptet wird) nur Israel schuld?

Ich glaube nicht. Ich vermute, dass die vielpropagierte Ausrottung des Staates Israel an der Lage im Nahen Osten nichts verbessern würde. Es ist sogar wahrscheinlich, dass es die Situation noch verschlimmern würde. Denn das einzige, was Palästinenser, Syrer und Hisbollah, Schiiten und Muslime vereint, ist der Hass auf Israel. Wer würde denn plötzlich die „Schuld“ an den hoffnungslosen Lebensumständen der Menschen übernehmen, wenn es Israel nicht mehr gäbe?

Ich möchte hier keineswegs eine völlig unkritische Bewertung der israelischen Politik abgeben, dort passiert viel (z.B. der Umgang der Soldaten mit den Palästinenser etc), was Unrecht ist. Ich möchte auch nicht über den Anspruch der Israelis auf das Land diskutieren. Aber letztlich ist Israel gar nicht das eigentliche Problem der Palästinenser.

Es geht um Perspektiven. Das ist es, was den Leuten fehlt. Perspektivenlosigkeit gepaart mit einer Überbevölkerung ist das Problem der Palästinenser. Ich habe darüber früher schon mal geschrieben. Natürlich ist daran auch Israel mit schuld, besonders im Gaza-Pferch.
Fehlende Perspektiven führen zu Verzweiflung, und damit zu Verzweiflungstaten wie Selbstmordattentaten. Denn keiner ist so anfällig für religiöse Paradiesversprechungen wie jemand, der in der Hölle wohnt.

Wer den Hexenkessel Palästina beruhigen will, muss den Menschen dort eine Perspektive geben. Muss ihnen die Möglichkeit zu einem ruhigen und zufriedenen Leben geben. Denn zufriedene Menschen bekriegen sich nicht.

Die LaKi-Eventwoche: Das Libanon-Gespräch

Heute war Landessynode (aber dazu später), zwischendrin war ich aber kurzzeitig beim EMS, weil es dort ein informelles Gespräch mit dem Bischof der Evangelischen Kirche im Libanon gab. Sein Haus bzw. seine Kirche ist direkt am Regierungsgebäude, das seit Monaten von Demonstranten belagert und inzwischen vom Militär bewacht wird.

Es war wirklich interessant, was er so gesagt hat, einige Ursachen für die Situation habe ich jetzt erst wirklich richtig verstanden. Zumindest hat mich seine Einschätzung, dass es seiner Meinung nach keinen neuen Bürgerkrieg geben wird, im Blick auf die Ausgrabung im Sommer beruhigt.

Kritik am Islam und der arabischen Welt

Mir wurde aus Dubai ein Video-Link geschickt, den ich jedem nur empfehlen kann. Es ist ein Ausschnitt aus einem Interview von Abu Dhabi TV mit dem bahreinischen Autor Dhiyaa Al-Musawi.

Es ist so ziemlich das Beste, was ich jemals von einem Moslem über seine Religion gehört habe:
Memri TV – Interview with Dhiyaa Al-Musawi

Generell ist Memri TV eine äußerst interessante Seite.

Es geht doch…

Unsere Bundeskanzlerin bereist zur Zeit die arabische Welt, und war dabei auch in Saudi-Arabien. Nun müssen dort eigentlich Frauen immer verschleiert sein, was aber offensichtlich nicht bei Staatsbesuchen gilt. net-tribune schreibt:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in Saudi-Arabien den strengen Kleidungsvorschriften getrotzt. Ohne den sonst für Frauen verpflichtenden Umhang traf sie sich am Sonntag mit dem als moralische Instanz geltenden König Abdullah.

Auch keine andere Frau von Merkels Delegation hatte sich in die so genannte Abaja gehüllt.

Natürlich wäre es politisch äußerst schwierig gewesen, der EU-Ratspräsidentin irgendwelche Kleidungsvorschriften zu machen… aber die Geschichte zeigt, dass es anscheinend soooo furchtbar nicht sein kann, immerhin hat der König Frau Merkel sogar die Hand gegeben.

Ich frage mich, ob davon Bilder im saudi-arabischen Fernsehen zu sehen waren. Schließlich ist es doch für die Bevölkerung (besonders für die Frauen) ein nicht zu unterschätzendes Zeichen, wenn der König einer unverschleierten Frau die Hand gibt. Es muss die ganzen Hardliner-Scheichs doch unheimlich nerven, dass ständig irgendwelche Frauen in hohen Ämtern sind (so auch die Außenministerin der USA). Und falls Hillary Clinton Präsidentin werden sollte, wird es noch besser…

Vielleicht führt das ja irgendwann zu Lockerungen dieser absurden Vorschriften in diversen islamischen Ländern. Es wäre jedenfalls wünschenswert.

Das Heer der Fliegen

Rund ums Tote Meer gibt es eine Fliegenplage, das berichtet Israel-netz.de, zusätzlich gibt es auch Probleme mit der Austrocknung des Toten Meeres. Um beide Dinge wollen sich nun Israelis und Jordanier gemeinsam (!) kümmern.

Israelische und jordanische Experten haben damit begonnen, gemeinsam gegen die Probleme des Toten Meeres zu kämpfen. Sie wollen zum einen einer überhand nehmenden Fliegen-Plage Herr werden, zum anderen soll die Austrocknung des Toten Meeres gestoppt werden.

Vergangene Woche hatten sich israelische und jordanische Regionalräte aus dem Gebiet des Toten Meeres in der jordanischen Ortschaft Safi getroffen.

Und woher kommt die Fliegenplage?

„Wir haben schon alles gegen diese Fliegenplage unternommen“, sagte Litvinoff laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“. „Wir haben Spezialisten eingeflogen und alle möglichen Pestizide benutzt. Doch die Fliegen kommen weiterhin von der jordanischen Seite. Einige Monate lang kann man nicht mal mehr draußen sitzen.“ Die Israelis schauten sich bei dem Besuch die Quelle des Problems auf den Feldern von Safi an: ein Dünger, der die Fliegen anzieht. „Die Menschen hier sind arm, daher können sie sich keine besseren Dünger leisten“, sagte Faruk Arslan, ein jordanischer Ökologe aus der Gruppe.

Nun soll ein „Friedenspark“ errichtet werden, die Weltöffentlichkeit und die UNESCO über das Problem der Austrocknung unterrichtet werden, außerdem soll der Handel zwischen beiden Regionen verbessert werden (wahrscheinlich gibts dann besseren Dünger).

Der Besuch in Jordanien war von der Umweltschutzorganisation „Friends of the Earth – Middle East“ (FoEME) organisiert worden, in dem Israelis, Jordanier und Palästinenser zusammenarbeiten.

Es geht also, dass trotz der politischen Lage Vertreter eigentlich verfeindeter Gruppen zusammenarbeiten. Das verbindende Element war hier die gemeinsame Sorge um die Region. Nun, was ist an dieser Region so besonderes, habe ich mich gefragt.

Die jordanische Seite des Toten Meeres ist ein genaues „Spiegelbild“ der israelischen Seite. In der Region gibt es viele chemische Raffinerien, Entsalzungsanlagen und Hotels. (js)

Ich vermute, dass Raffinierien und Entsalzungsanlagen sich weder um die Austrocknung noch um die Mückenplage scheren. Aber die Hotels (und Kliniken, die es dort gibt) sind vermutlich ein Problem: Wenn man nicht mehr draußen sitzen kann, kommt irgendwann auch keiner mehr. Und wenn es kein Totes Meer mehr vor der Hoteltüre gibt (sondern 10 km weit weg) auch nicht. Und das ist ärgerlich für die Touristikbranche, noch dazu weil das Tote Meer doch so schön weit weg ist von Golan, dem Libanon und Syrien. So gibt es sicherlich auch eine finanzielle Motivation für das Abkommen.

Es ist trotzdem schön, dass die Zusammenarbeit funktioniert. Die Verantwortlichen haben eingesehen, dass man das Problem nur gemeinsam lösen kann. Ein Modell für viele Regionen…

Sabbatschänder extrem

Während bei uns die Diskussion um Ladenöffnungszeiten am Sonntag relativ gemäßigt verlaufen, ist das in Israel etwas anders. Israelnetz berichtet vom Boykott gegen die Fluggesellschaft El Al.

Die israelische Fluggesellschaft El Al spürt allmählich die Folgen eines inoffiziellen ultra-orthodoxen Boykotts – sie schätze die täglichen Verluste auf rund 180.000 Euro, hieß es aus einer internen Quelle.

Bisher haben die ultra-orthodoxen Rabbiner keinen offiziellen Boykott ausgesprochen. Doch viele Mitglieder ihrer Gemeinschaft weichen auf andere Fluggesellschaften aus. Wenn ein ultra-orthodoxer Jude einen Rabbiner danach fragt, wird er den Rat bekommen, El Al zu meiden. Der Grund: Vor zwei Wochen waren El Al-Flugzeuge entgegen den sonstigen Gepflogenheiten nach Schabbat-Beginn in der Luft gewesen.

[..]

Andere Fluggesellschaften scheinen hingegen ihre Chance auf dem ultra-orthodoxen Markt zu sehen. Air Canada hat am Mittwoch in einer Zeitung der Glaubensgruppe inseriert. Die Gesellschaft versprach Vorteile für Passagiere und koschere Mahlzeiten.

Man stelle sich das mal übertragen auf Deutschland vor: Strenggläubige Katholiken und Protestanten boykottieren Shell wegen der sonntäglichen Öffnung der Tankstellen (und zwar so, dass es merkbar ist). Daraufhin schließt Aral alle Tankstellen am Sonntag, bietet zusätzlich täglich Messen und Kurzandachten zu jeder vollen Stunde und verkauft Weihrauch, Gesangbücher und Bibeln. Das wär doch mal was!

Andererseits habe ich auch nach längerem Suchen keine Stelle in der Tora gefunden, an der steht, dass während des Sabbats keine Flugzeuge in der Luft sein dürfen. Aber vielleicht hab ichs auch überlesen…

Evolution on the dance floor

Ich wurde auf einen Artikel der New York Times über libanesische Frauen aufmerksam gemacht (bezeichnenderweise von einer Libanesin).
In dem Beitrag geht es umdas ausschweifende Nachtleben der libanesischen Mädchen, die auf Männersuche sind – und zwar auf eine Weise, die man im Mittleren Osten nicht erwarten würde…

In the bars the women dance for hours — often on top of the bar — and legs, midriffs, bare shoulders and barely covered bosoms are offered for public admiration.

Das Problem ist der Frauenüberschuss, und damit der Selektionsdruck auf die Mädchen, denn:

The country’s high rate of unemployment pushes the young men to seek work elsewhere, sometimes in Western countries like France and Canada, but mainly in the United Arab Emirates, Saudi Arabia and the other oil states on the Persian Gulf. The women, inhibited by family pressures, are generally left behind.

Was das bedeutet, sagt ein Professor von der AUB deutlich:

“The demographic reality is truly alarming,” Professor Khalaf said. “There are no jobs for university graduates, and with the boys leaving, the sex ratios are simply out of control. It is now almost five to one: five young girls for every young man. When men my sons’ age come back to Lebanon, they can’t keep the girls from leaping at them.”

Nach dem Gesetz der Evolution setzt sich der erfolgreichste und am besten angepasste durch, für die Libanesinnen heißt das, sie müssen ihre Chancen verbessern und aufrüsten.

“The focus is more and more on being beautiful, on pleasing other people. The competition is intense, conformity is a big thing, and everyone, rich and poor, gets plastic surgery. You can go to parts of Beirut where almost every young woman has the same little nose.”

Natürlich gibt es auch noch junge, unverheiratete Männer im Libanon. Allerdings wollen die Frauen diese nicht…

“The guys that remain in Lebanon are the stupid ones!” exclaimed Nayiri Kalayjian, 19, who was hitting the bars on Monot Street, in central Beirut, with three girlfriends.
“We’re too good for them,” she said. “The ones who remain in Lebanon are the ones with closed mentalities, the ones who just want a virgin girl. You start to feel that the men who stay in Lebanon are the ones with no ambition in their work, and so you wonder, why are they still here?”

Es gibt nach dem Artikel für eine anspruchsvolle, gebildete Libanesin eigentlich nur drei Möglichkeiten:

  • Den weltoffenen männlichen Libanesen folgen und ebenfalls im Ausland arbeiten (das macht übrigens die, die mir den Artikel
    geschickt hat).
  • Einen (arabischen) Ausländer heiraten und im Ausland leben (was allerdings wieder zu Schwierigkeiten mit der dortigen Rolle der Frau führen kann, gerade bei reichen Arabern.)
  • Einen „rückständigen Dummkopf“ heiraten und sich in eine untergeordnete Rolle einfügen.

Bleibt dann nur die Frage, was diese Optionen für die Entwicklung des Staates Libanon bedeuten…

Hollywood gegen den Terror

Israelnetz berichtet, dass eine Gruppe von Hollywoodpersönlichkeiten eine Erklärung gegen die Terrorakte der Hisbollah und der Hamas unterzeichnet haben.

Die Erklärung richtet sich gegen die Terrorgruppen im Nahen Osten und verurteilt sie dafür, unschuldige Zivilisten zu verletzen oder zu töten. Zudem wird den Gruppen vorgeworfen, den Krieg im Libanon angezettelt zu haben.

Persönlichkeiten wie Sylvester Stallone, Bruce Willis, Nicole Kidman, Michael Douglas, Danny DeVito, Dennis Hooper, Don Johnson, William Hurt, Ridley Scott und Tennisspielerin Serena Williams unterschrieben die Stellungsnahme.

Initiiert wurde die ganze Aktion vom israelischen Konsulat, demenstprechend wird auch klar für Israel Position bezogen. Allerdings wird „Gewalt auf der Welt“ verurteilt, also auch Gewalt, die von Israel ausgeht.

In der Erklärung geht es darum, den Terror auf der ganzen Welt zu beenden. „Wir, die Unterzeichnenden, sind schmerzerfüllt und niedergeschmettert aufgrund der zivilen Todesopfer in Israel und im Libanon, die durch Terrorakte von Terror-Organisationen wie die Hisbollah oder die Hamas verursacht wurden. Wenn wir nicht erfolgreich die Gewalt auf der Welt beenden können, wird Chaos regieren und Unschuldige werden weiter sterben“, heißt es in der Anzeige.

Ich finde, das klingt zuerst mal nicht schlecht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Sly Stallone auch ohne Probleme einen Film darüber drehen könnte, wie er für Israel die Soldaten aus der Hand von Terroristen befreit – mit der Uzi im Anschlag. Und Bruce Willis ist auch nicht gerade ein Friedensengel in seinen Filmen, von Miami-Vice-Nash-Bridges-Don Johnson mal gar nicht zu sprechen.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob mit „Gewalt auf der Welt“ etwa nur „böse Gewalt“ gemeint ist, also Terrorakte (gegen Israel, USA etc), während „gute Gewalt“ in der Verteidigung erlaubt ist. Das spräche zumindest doch eher Israel aus der Seele, und Hollywood im Prinzip auch. Denn wenn es keine Gewalt mehr auf der Welt gäbe, wären Actionfilme doch eher langweilig…

Aber die Prominenten unterschreiben nicht nur, sondern handeln auch:

Der Schauspieler Adam Sandler setzte sich vergangene Woche auch aktiv auf einer Veranstaltung des Konsulats für Israel ein. Zum Ende dieser Konferenz kündigte er zudem an, 100.000 Dollar und 400 Playstations an Kinder in Israel zu spenden.

Super! Die 100.000 Dollar sind eine feine Sache, aber die Playstations sind noch besser. Jetzt können 400 israelische Kinder ihre Aggressionen beim Halflife-etc-Zocken abbauen und dabei für den Ernstfall üben, wie man Terroristen tötet. Vielleicht sollte man auch den Krieg ganz in die Virtualität verlegen und nur noch palästinensische und israelische Kinder auf LAN-Partys gegeneinander antreten lassen. Damit wäre zwar die Gewalt nicht ganz abgeschafft, aber zumindest kämen dabei weder Menschen noch die Infrastruktur zu Schaden.

Der Mann mit dem grünen Helm

Bildbearbeitung ist eine tolle Sache und man kann viele schöne Dinge damit machen. Oder schlimme Dinge. Oder man macht schlimme Dinge noch schlimmer. So geschehen im Libanon, wo ein Fotograf von Reuters einfach mal ein paar Bilder manipuliert hat. „Der Standard“ berichtet:

Ein Foto israelischer Bombenangriffe auf Beirut, von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlicht, ist in plumper Weise mit einem Computerprogramm gefälscht worden. Rauchwolken waren auf dem Bild mitsamt Häusern herauskopiert und neben der ursprünglichen Rauchwolke wieder eingefügt worden, um den Eindruck von noch mehr Rauch und noch mehr Zerstörung zu erwecken.

Ähnliches gibt es auch in der Netzzeitung oder im englischen Blog „EU-Referendum„.
Als ob das noch nicht genug wäre, wird im selben Blog auch noch auf auffällige Bilderserien verschiedener Nachrichtenagenturen mit einem Mann mit grünem Helm und totem Kind auf dem Arm hingewiesen. Wer einen Blick auf „Qana – the directors cut“ wirft, wird erschüttert sein. Es sieht tatsächlich so aus, als ob hier mit toten Kindern Propaganda-Bilder gemacht wurden. Hier ein kleiner Auszug aus dem ausführlichen Versuch einer Rekonstruktion der Bilderserie:

„Green Helmet“ is making a „camera run“, carrying the highly photogenic corpse of a little girl, holding it is arms to maximise the shock value and the emotional impact.

Liest man im Blog noch etwas weiter, so findet man den Mann mit dem grünen Helm wieder. Er taucht z.B. auch noch in einem Video aus Tyrus auf, und in noch mehr Bildern, auch in alten Bildern. „Der Standard„:

Und dann sind die britischen Blogger auf eine interessante Spur gestoßen. Vor zehn Jahren, am 18. April 1996, unternahm die israelische Armee schon einmal einen Angriff auf Kana, bei dem ebenfalls viele Kinder umkamen. Auf Pressefotos von damals ist ein Mann zu sehen, der eine Leiche präsentiert. Der Herzeiger mit dem grünen Helm trägt zwar noch keine Brille, aber es ist derselbe, von dem vermutet werden darf, dass er eher als Hisbollah-Offizier denn als Mitarbeiter des Rettungsdienstes tätig ist.

Dass Kinder bei Angriffen der Israelis umkommen, ist schlimm. Aber dass die Hisbollah mit ihnen Propaganda treibt und ihren Tod dazu benutzt, auf emotionaler Ebene Stimmung zu machen, ist geschmacklos und verstößt gegen die Menschenwürde. Dass die Presse bei solchen Dingen mitmacht (und es ist offensichtlich, dass den Fotografen die „Präsentation“ aufgefallen sein muss) ist ethisch und moralisch eigentlich nicht vertretbar und zeigt nur, dass es bei der Berichterstattung nicht um die Menschen, sondern vielmehr um die Bilder und die Einschaltquoten, also ums Geld geht.

Ausgrabung endgültig abgesagt

Heute wurde die Ausgrabung in Tell Burak, Libanon, für diesen Sommer endgültig abgesagt. Die Vorbereitungen laufen aber bereits für nächstes Jahr..

Jetzt habe ich genug Zeit für meine diversen Arbeiten fürs Examen, in der restlichen freien Zeit wird an der offiziellen Homepage der Ausgrabung gebastelt.

Das Problem der Überbevölkerung

Heute habe ich auf N24.de einen interessanten Artikel gelesen. „Demographie im Nahen Osten“ von Prof. Dr. Gunnar Heinsohn (Xenophobie- und Genozidforschung der Universität Bremen).
Er stellt darin den Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und Konflikten im Libanon und Gaza her. Zum Ende des Bürgerkriegs im Libanon schreibt er:

Dauern soll der Frieden zwischen den Religionen. Aber war das überhaupt ein frommes Gemetzel? Sicher schlagen fünfzehn Jahre lang Menschen aus fünf muslimischen und sechs christlichen Bekenntnissen aufeinander ein. Aber all diese Konfessionen gibt es vor dem Töten und nach dem Frieden auch. Sie mögen sich vorher und nachher nicht. Aber sie kommen miteinander aus.

Dafür gibt es etwas anderes vor dem Bürgerkrieg, das nachher nicht wiederkehrt. Die Libanesinnen der Jahre 1950 bis 1970 haben durchweg sechs Kinder und bescheren der „Perle des Orients“ Schweiz einen tödlichen youth bulge (30 bis 40 Prozent aller männlichen Einwohner zwischen 15 und 29 Jahren). […]

Damals ist der Libanon ein Gaza. Schon 1995 aber sackt die Geburtenrate auf 2,8 ab, wodurch ein wichtiger Grund für weiteres Töten entfällt.

Warum war der Libanon ein Gaza? Weil heute im Gazastreifen noch immer die Geburtenrate wesentlich höher liegt, also in anderen arabischen Gebieten.

Während alte Terrorstaaten von sechs auf weniger als zwei Kinder herunter gehen und dabei ruhig werden – Algerien (1,9 wie Libanon) oder Tunesien (1,7) – herrscht auf den Entbindungstationen der UNRWA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees) im Gazastreifen stetige Betriebsamkeit – ohne den Neugeborenen Karrieremöglichkeiten zu schaffen.

Von den Jungen unter 15 Jahren gibt es inzwischen bei den Palästinensern fast doppelt so viele wie bei den Israelis. Um den Konflikt zu beenden, fordert Heinsohn eine Senkung der Geburtenrate in Gaza, um ähnlich wie im Libanon nach dem Bürgerkrieg die Chancen der Jugendlichen zu verbessern und ihre Perspektivenlosigkeit zu verringern.

Wer jetzt – wie für den Libanon – eine Friedenstruppe auch für Palästina fordert, kommt dort nur voran, wenn zugleich tunesische Geburtenraten erreicht werden. Aber selbst, wenn das in naher Zukunft gelänge, werden die Jungen, die in den nächsten fünfzehn Jahren „böse“ werden, auf ihre Kämpfe nicht verzichten. Da nicht Israel das Problem ist, sondern der Pool zorniger junger Männer, kann von Israel auch keine Lösung kommen. Allerdings entschärft es in seinem Umfeld die Lage dadurch, dass es gezielt und nicht wahllos tötet.

Deshalb rangiert unter den 50 tötungsintensivsten Konflikten seit 1960 der Israel-Palästina-Konflikt auf Platz 46. In Algerien hingegen (von 6 auf 26 Millionen Einwohner zwischen 1941 und 1991), wo der gegenseitige Aderlass zwischen 1991 und 2005 abläuft, kann niemand irgendwelchen Juden die Schuld für den Konflikt in die Schuhe schieben.

Was er mit dem letzten Abschnitt sagen will: Selbst wenn Israel als Staat morgen verschwinden würde, bliebe die Situation für die jungen, zornigen Männer immer noch kritisch und würde auch weiterhin zu Konflikten führen. Nur eben nicht mehr kanalisiert gegen Israel, sondern untereinander, wie beim libanesischen Bürgerkrieg oder wie in Algerien, wo sich ganze Dörfer gegenseitig abgeschlachtet haben.