Weihnachtsgeschichte – extended Version

Ein Presbyter hat heute zum Gottesdienst einen Artikel mitgebracht, der in der Rheinischen Post war. Darin wurde die Weihnachtsgeschichte nach Lukas (Lutherübersetzung 1984) der von Matthäus (Einheitsübersetzung) gegenüber gestellt.

Es fiel jedoch auf, dass da Passagen drin waren, die also keiner von uns jemals in der Weihnachtsgeschichte gehört hatte. Ich habe recherchiert und präsentiere hier die „Weihnachtsgeschichte extended Version“ nach der Rheinischen Post (mit Erläuterungen). Es geht los bei Lukas 2,13, alles rote wurde von RP hinzugefügt:

[…]

13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

Lobet den HERRN, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, daß man höre auf die Stimme seines Wortes! (Psalm 103,20, dies entspricht der Anmerkung in der Lutherbibel zu Vers 13, allerdings wurde dabei der folgende Vers 21 weggelassen)

Und von ihm ging aus ein langer feuriger Strahl. Tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten, und die Bücher wurden aufgetan. (Daniel 7,10 – ich habe keine Ahnung, wie das da reinkommt. Es ist nicht mal eine Anmerkung)

14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.
(In meiner Luther 1984 steht das übrigens anders.)

und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! (Luk 19,39, dies entspricht der Anmerkung a zu Vers 14 – allerdings ist der Anschluss mehr als unglücklich)

Ich will Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen. (Jes 57, 19 – Herkunft unklar. Die Anmerkung bI verweist auf Num 6,26, den Schluß des Aaronitischen Segens, der wird von RP aber weggelassen).

Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines hat gemacht und abgebrochen hat den Zaun, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch wegnahm die Feindschaft,{
Und er ist gekommen und hat im Evangelium den Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren;
(Eph 2,14.17, dies enspricht der Anmerkung bII – man beachte jedoch die seltsamen Zeichen nach „Feindschaft“.)

15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

[…]

Also ehrlich gesagt weiß ich nicht, wer da wie irgendwo was zusammenkopiert hat (womöglich aus dem Internet?). Jedenfalls hat er entweder keine Ahnung gehabt, oder es möglichst gut gemeint (siehe Anmerkungen) oder beides.

Es ist jedenfalls kein gutes Aushängeschild für die Rheinische Post am Heiligen Abend die Weihnachtsgeschichte falsch abzudrucken.

Nachtrag: Ich vermute, das Ding kommt von bibel-online.net. Dort finden sich genau die Anmerkungen, die die Rheinische Post abgedruckt hat. Außerdem würde sich so auch die übriggebliebene geschweifte Klammer erklären.

Allerdings handelt es sich um die Lutherübersetzung von 1912 und nicht von 1984.

Hauptsache fair gehandelt

Hat trotz des Datums nichts mit Weihnachten zu tun – höchstens als ausgefallene Geschenkidee für nächstes Jahr.

Heute habe ich folgendes gefunden:
Es gibt jetzt ganz neu auch fair gehandelte – Kondome.
Nein, kein Scherz. Wer es nicht glaubt kann sich z.B. bei faireni.com davon überzeugen.

HOT RUBBER – Das erste fair gehandelte Kondom der Welt!

Ob wir das auch bald in den Eine-Welt-Läden oder bei den Eine-Welt-Ständen in den Kirchengemeinden finden werden?

Gegen letzteres könnte allerdings möglicherweise der folgende, etwas esoterisch klingende Satz sprechen:

Entwickelt nach den Lehren der fünf chinesischen Elemente.

Was auch immer das bedeuten mag…

Bibelfest

Annonuem macht darauf aufmerksam, dass die neue RedBull-Werbung nonsense ist.

Es hat mich an eine lustige Begebenheit erinnert, die ich mal im Stift erlebt habe. Es ging um eine strenge Bibeltreue und mein Diskussionspartner warf mir vor, jenseits der Bibel zu argumentieren und weitere Quellen hinzuzufügen.

Ich stellte ihm damals die Frage, wie die Tochter des Herodes denn hieß. Er antwortete als vermeintlich guter Bibelkenner: „Salome, natürlich!“
Als ich ihn dann darauf aufmerksam machte, dass dies gar nirgends in der Bibel steht, glaubte er es erst gar nicht. Nach einigem Bibelblättern hatte ich ihn dann aber zum Nachdenken gebracht.

Neben Salome und der Zahl der Weisen gibt es auch noch die Namen der Weisen, die nirgends erwähnt werden, aber fest zur „biblischen Überlieferung“ gehören. Und von einem Esel oder gar einem Ochsen steht übrigens auch nix in der Weihnachtsgeschichte…

Gottesdienstbesucher erster Klasse

Ich hielt es erst für einen Scherz, aber auf Focus.de bzw. bild.de habe ich heute einen Artikel mit folgender Überschrift gefunden: Christmesse nur noch für Steuerzahler.

Die Kirchen sollen an Heiligabend nur noch Gläubigen offen stehen, die auch Kirchensteuern zahlen. Das fordern erste Politiker angesichts der vollen Gotteshäuser zu Weihnachen.

Denn viele Kirchenmitglieder sind verärgert, dass sie wegen des Ansturms keine Sitzplätze mehr bekommen. Das soll sich nun ändern.

Baden-Württembergs CDU-Vorstand Thomas Volk zu BILD: „Ich bin dafür, dass Messen am 24. Dezember nur für Kirchensteuerzahler offen sind.“ Wer nicht in der Kirche sei, müsse auf Gottesdienstbesuche verzichten.

Berlins FDP-Fraktionschef Martin Lindner verlangt ein Sitzrecht für Kirchenmitglieder an Heiligabend: „Kirchensteuerzahler dürfen bei so wichtigen Messen nicht die Dummen sein und draußen bleiben. Gemeindemitglieder sollten z.B. über Platzkarten vorrangiges Platzrecht bekommen.“

Natürlich sind solche Aussagen verständlich, vor allem aus Sicht der „treuen“ Kirchensteuerzahler. Diese sind verärgert, weil sie ja schließlich das ganze Jahr zahlen und dann am Heiligen Abend die „Schmarotzer“ ihnen die Plätze wegschnappen.

Auf der anderen Seite sind Gottesdienste in einer Volkskirche selbstverständlich für alle offen. Und damit auch für Nichtzahler, für Muslime und schlichtweg alle Menschen überhaupt. Gerade zu Weihnachten, denn schließlich kam Christus als Heiland für die ganze Welt und nicht nur für Kirchensteuerzahler. Daran durch irgendwelche Einschränkungen zu rütteln widerspricht doch dem Verständnis von Kirche an sich. Die Kirche ist doch kein Verein. Ich helfe als Pfarrer selbstverständlich auch Menschen, die nicht in der (evangelischen) Kirche Steuern zahlen.

Und immerhin kommen diese „Nichtzahler“ noch zu Weihnachten, dh. sie fühlen sich irgendwie noch zur Kirche zugehörig. Würde man sie jetzt ausladen, was wäre das für eine Botschaft?

Als letztes bleibt die Frage nach der Umsetzbarkeit. Wie will man das denn kontrollieren? Und was ist mit Familien, wo ein Partner in der Kirche ist und der andere nicht? Und dürfen Katholiken in den evangelischen Gottesdienst?

Politiker, kümmert euch um euren Kram, damit habt ihr Arbeit genug. Wer wann in welche Gottesdienste eingelassen wird, darum sollten sich die Kirchen alleine sorgen dürfen!

Heiliger Sankt Florian…

… verschon mein‘ Ort, strahl and’re an.

Natürlich ist es nicht besonders toll, wenn im Wohnort Mobilfunkantennen aufgebaut werden, dadurch die Strahlenbelastung steigt und dadurch (möglicherweise) gesundheitliche Beeinträchtigungen folgen.
Aber: Forderungen nach einem „Mobilfunkmast-freien“ Ort sind nur dann sinnvoll, wenn in diesem Ort auch niemand mobil telefonieren will. Ansonsten wirkt das auf mich doch irgendwie unsozial. Man will Handys, aber die Masten sollen gefälligst woanders (sprich: in anderen Orten) stehen und die Leute dort verstrahlen.

Bei allem Verständnis für Anwohner und besorgte Eltern: Aber das ist nur bedingt einsichtig.

Es müsste ganz woanders angesetzt werden:
Warum brauchen schon kleine Kinder ein eigenes Handy? Warum haben manche Leute gleich mehrere Vertäge oder Prepaid-Karten?
Mehr und bessere Masten sind doch vor allem deswegen nötig, weil die Kapazität nicht mehr reicht. Und nicht nur in Schwaikheim, sondern allgemein. Wenn jeder den Fortschritt nutzt, hat das Konsequenzen.

Und hier liegt das Problem. Die Gegner von Masten sagen gerne, dass sie kein demokratisches Entscheidungsrecht hatten. Aber so ganz stimmt das eben nicht. Die Masse der Leute entscheidet ja doch. Nämlich dadurch, dass sie mehr Handyverträge kaufen, dass sie UMTS und Internet übers Handy nutzen, etc. etc. etc. Und dafür ist dann hin und wieder ein neuer Mast nötig.

Was aber tatsächlich (kurzfristig) etwas ändern könnte, wäre die Anpassung der Strahlungsgrenzwerte. Kurzfristig, weil bei geringerer Strahlung natürlich mehr Masten nötig sind, was damit auch mehr Menschen in die unmittelbare Nachbarschaft von starken Sendeantennen bringt, was dann früher oder später zu weiteren Protesten führt.

Ich sehe leider keine Lösung, die wirklich allen gerecht wird. Außer, man verbannt nicht nur Masten, sondern auch Handys.

Übrigens: An dem Tag, an dem ich gegen einen Mobilfunkmast protestiere, werfe ich mein Handy in den Müll.

Schönrederei

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man sich manche Dinge doch schönreden kann. Vor allem im Fußball.

Hoffenheim ist Herbstmeister, was Klinsmann sich mit dem FC Bayern eigentlich als wichtiges Etappenziel vorgenommen hatte. Aber: Das ist ja nicht so schlimm, denn schließlich ist man punktgleich und das ist doch „eine gute Ausgangslage für die Rückrunde“.

Stimmt. Das Lustige ist nur: Wenn es umgekehrt wäre, was würden Klinsi (und vor allem Hoeneß) wohl sagen?
Wahrscheinlich sowas wie „Punktgleich oder nicht, der FCB ist vorne und das allein zählt.“

:-)

Der große Bruder im Herrn

Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll: Bild.de berichtet heute, dass eine 19-jährige Theologiestudentin (Lehramt) ins BigBrother-Haus eingezogen ist.

Warum das jemand freiwillig macht?

„Ich möchte beweisen, dass man auch als Christ Spaß haben kann“, missioniert die Bibeltreue.

Ob dafür eine „Reality-Show“ (was ich davon halte, wisst ihr ja) das Richtige ist, bezweifle ich doch stark. Ich werde mir das jedenfalls nicht mehr antun, trotz Theologiestudentin.

Ach ja, das Motto der 9. Staffel ist übrigens „Himmel und Hölle“. Ich hoffe für die Bibeltreue, dass es für sie nicht die Hölle wird. Dass es der Himmel wird, glaube ich jedoch (leider) auch nicht.
Wahrscheinlich nimmt man das Ganze mal wieder zum Anlass, sich über (prüde) Christen lustig zu machen. Als Vorgeschmack muss man nur den Artikel auf Bild.de lesen…

Wer kennt wen? Und vor allem: wo?

Ich bin ein Freund von Internetcommunities, weil ich auch ein sehr kommunikativer Mensch bin. Vor ein paar Jahren war das relativ einfach: es gab im Prinzip nur das StudiVZ.

Inzwischen gestaltet sich das etwas komplizierter. StudiVZ ist jetzt zusätzlich auch MeinVZ, dazu gibt es Facebook auch in Deutschland, Business-Netzwerke wie Xing, dann noch die Lokalisten und jetzt auch noch wer-kennt-wen. Und Kwick darf naürlich nicht vergessen werden…

Bei mir sieht das zur Zeit so aus: 191 MeinVZ-Freunde stehen gegen 42 Xing-Kontakte und 27 Facebook-Freunde. Wobei einige wie ich tatsächlich in allen drei Netzwerken sind. Bei den Lokalisten hab ich mich auch mal angemeldet, aber dabei blieb es auch – man muss es ja nicht übertreiben.

Ich muss ganz ehrlich sagen, MeinVZ bzw. StudiVZ nutze ich kaum noch (obwohl ich da die meisten Kontakte habe). Facebook bietet einfach viel mehr Funktionen und dazu auch noch die Möglichkeit, internationale Bekanntschaften zu pflegen. Xing muss ebenfalls sein, allerdings braucht man für die volle Funktionalität einen Premium-Zugang – und der kostet. Dennoch kriege ich immer wieder Nachrichten über Xing, zum Teil von Leuten, die wahrscheinlich nie in Facebook oder MeinVZ gehen würden.

MeinVZ bietet ganz neu eine Chatfunktion. Ich hab sie mal ausprobiert, aber so wirklich etwas besonderes ist das auch nicht. Vor allem nicht, wenn Skype und ICQ bereits laufen und bessere Funktionen (Sprechen, Videokonferenz etc.) bieten.

Und arbeiten sollte man ja schließlich auch noch irgendwann… und die ganze Profilpflegerei kann ganz schön Zeit kosten. Darum wundert euch nicht, wenn ich auf Netzwerk-Nachrichten manchmal länger nicht antworte – die Zeiten, in denen ich jeden Tag mehrfach im StudiVZ war, sind (leider) vorbei.

Kompetenzwüste Deutschland

Gestern stand ich in der TV und Computerabeteilung eines großen Kaufhauses. Dort habe ich am DVD-Regal stehend gezwungenermaßen folgenden Dialog mit anzuhören müssen:

Kunde: „Sind Sie hier zuständig für den TV-Bereich?“
Verkäufer: „Ja.“
Kunde: „Dann können Sie mir ja erklären, was der genaue Unterschied zwischen FullHD und HD Ready bei Flachbildschirmen ist.“
Verkäufer: „Ähh…. ja…. also… Mhmmmmmmm. Also, ja, kann ich schon…. Mhmmm…. Ich wills mal so sagen, also als Beispiel. Das ist so, wie wenn sie einen VW haben und einen Ferrari. Der Ferrari ist einfach von der Qualität her besser.“

Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht. Es ging noch eine Weile so unqualifiziert weiter, bis ich kurz vor dem Explodieren war.

Ich (aus mehreren Metern Entfernung laut): „Es geht vor allem um die Auflösung. Full HD bedeutet eine höhere Auflösung.“ (nämlich 1920×1080 anstatt 1280×720)
Verkäufer: „Ah, ja. Genau. Die Auflösung ist besser.“

Urgh…