Examen ist auch nur Examen

Ich war heute auf unserem Prüfungsamt um mich ein wenig über mein Examen im nächsten Jahr zu informieren. Das Gespräch hat mir gezeigt, dass mein selbstentworfener Zeitplan ziemlich genau dem entspricht, was mir geraten worden ist. Außerdem sollte das Examen nicht überbewertet werden (siehe Überschrift), was sehr schnell passiert, wenn man die Studenten hier so reden hört.

Man hat mich (eigentlich unnötigerweise) eindringlich darauf aufmerksam gemacht, dass es mitnichten so ist, dass das Studium irgendwann aufhört und von der Examensvorbereitung abgelöst wird. Vielmehr macht man das Examen aus dem Studium heraus und wählt sich dementsprechend die Schwerpunktthemen, die man auch im Studium hatte. Na, dann mal los!

Google Earth deckt auf…

Ist eigentlich schon mal jemand aufgefallen, dass das Tübinger Theologicum von oben aussieht wie das Raumschiff Enterprise (Modell D)?

Wenn ihr mir nicht glaubt, schaut mal auf auf dieser Seite nach… oder geht mit dem Mauszeiger auf das Bild!

Irgendwas von Ethik…

Ich fühlte mich heute an meine eigene Karikatur erinnert…

Ich hatte nämlich meine erste Vorlesung, und es war tatsächlich irgendwas von Ethik. Es haben zwar nicht alle verstanden – die ersten Leute gingen nach 10 min… aber eigentlich fand ichs ganz gut!

Mir wurde der Unterschied zwischen Kiel und Tübingen wieder mal überdeutlich, wenn in den Vorlesungen mehr Leute sitzen, als in Kiel im Hauptstudium sind :-).

In Ermangelung eines Mensaburgers bin ich dann zu Mäc und hab das einzige Gute dort gegessen: den Chickenburger… pardon, natürlich zwei…

Der Papst und die Kondome

Laut stern.de arbeitet die Kurie an einem Dokument, dass HIV-Infizierten erlaubt, Kondome zu benützen. Der Titel des Artikels „Papst will Kondome erlauben“ klingt aber nach mehr, als es tatsächlich ist, denn

Bisher hat die katholische Kirche den Gebrauch von Kondomen für Aids-Kranke oder HIV-Infizierte auch in der Ehe strikt abgelehnt.

Das soll sich jetzt ändern:

Vor allem Ehepaare, bei denen einer der Partner das Virus in sich trägt, müssten Kondome benutzen: Der Kranke „ist verpflichtet, seinen Partner zu schützen und auch dieser muss das Recht haben, sich selbst zu schützen“, meinte Martini.

Ja, hoffentlich! Bisher stellten die Vorschriften der Katholische Kirche doch praktisch eine Anstiftung zur schweren Körperverletzung dar: Besonders in afrikanischen Ländern ist die katholische Kirche mit ihrem absoluten Kondom-Verbot sicherlich für viele Aids-Erkrankungen, vor allem von Ehefrauen infizierter Männer, verantwortlich. Diesen Frauen wird jetzt das Recht zugestanden, sich selbst zu schützen.

Dieses als großartigen Fortschritt zu verkaufen, ist im Grunde ein Skandal. Die neue Regelung kann und darf nur ein winziger Schritt in die richtige Richtung sein – weitere, größere müssen folgen!

Die 10 Gebote

An Ostern kam auch die Neuverfilmung des alten Klassikers „Die 10 Gebote“. Ich habe zwar nur einen kleinen Teil gesehen, aber der hat mir gereicht. Größter Unterschied zum Klassiker ist die größere Realitätsnähe, die schon fast übertrieben ist. Hier ein paar positive und negative Beispiele:

Der Durchzug durchs Schilfmeer. Man erinnere sich an das Original, wo alles flach und trocken ist. In der Neufassung steht Mose an riesigen Klippen und das Volk läuft durch ein unterirdisches Gebirge… und die Wasserwände sind riesig.

Im Gegensatz zum Original wurde viel mehr über den „Alltag“ in der Wüste gezeigt, mit zwischenmenschlichen Problemen (Ehebruch, Mord), die aufzeigen sollen, warum es die 10 Gebote gebraucht hat. Die Wanderung des Volkes wird auch besser dargestellt, es ziehen einzelne Gruppen verteilt und nicht eine große Karawane.

Wie schon im Original stimmen die Zeichen auf den Tafeln der 10 Gebote, es ist althebräische Schrift. Der goldene Stier ist jedoch wesentlich realistischer dargestellt, so könnte ein in der Wüste angefertigtes Götzenbild ausgesehen haben.

Neuerdings brauchen Historienfilme auch Darstellungen von riesigen Schlachten. Die Neuverfilmung steht dem in nichts nach, ständig wird geschlachtet und abgeschlachtet. Am deutlichsten wird dies an folgender Stelle nach der Rückkehr Moses vom Sinai:

Exodus 32:26 trat er in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi. 27 Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten. 28 Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an dem Tage vom Volk dreitausend Mann.

Dies wird äußerst realistisch dargestellt, unter anderem wird gezeigt, wie Kinder und Frauen umgebracht werden. Ob das wirklich nötig gewesen wäre? Im Original hat man die Geschichte mit der Rotte Korach, die in den Felsspalt fällt, an dieser Stelle eingebaut… Auch brutal, aber nicht so blutig.

Fazit nach etwa 30min: Wenn, dann schaue ich das Original an, das kann man auch mal Konfirmanden zeigen. Wie es tatsächlich war, muss ich nicht unbedingt gesehen haben – siehe Passion Christi.

Es ging um die Eier…

.. in der Wiederholung der großen SAT.1-Ostershow mit Balder und von Sinnen. Ich hab mir die Sendung heute so zwischen dem Eierfärben angeschaut und fand sie vom Prinzip her gar nicht so übel. Die Idee mit dem Promiwettkochen fand ich schon bei diesem Grillevent eigentlich ganz witzig. Ich habe von einer „Oster“-Show allerdings etwas mehr erwartet, schließlich ist es ein christliches Fest und wichtiger als Weihnachten. Stattdessen kommen zweifelhafte Kommentare. Hella von Sinnen regt sich darüber auf, dass man an Ostern die armen, kleinen Lämmer isst, die doch noch groß werden sollen – sagt aber nicht warum. Weil, dann hätte man ja womöglich den Namen Jesus Christus in den Mund nehmen müssen – und wer will das schon öffentlich im Fernsehen!

Etwas später fragt Herr Balder, warum man denn am Karfreitag Fisch isst und antwortet gleich selbst, weil man kein Tier „des Himmels und der Erde“ essen will. Das stimmt zwar, aber nur zur Hälfte (siehe theology.de). Dann der Brüller: Hella fragt (zurecht!), dass es doch da auch diese Fische an den Heckscheiben der Autos gibt, ob die damit irgendwie zusammenhängen. Balder: „Nein, das sieht nur aus wie ein Fisch, das ist Werbung für Sylt…“. Aha!

Seltsam, dass man zwar ne Ostershow produziert, aber die christlichen Hintergründe nur am Rande erwähnt, oder gar lächerlich macht. Aber mit Ostern selbst Kohle machen! Ich bin der provozierenden Meinung, wer aus der Kirche ausgetreten ist und nicht an Jesus Christus glaubt, der darf Ostern auch nicht feiern, geschweigedenn damit Geld verdienen! So! Bitter, dass wir inzwischen so weit sind, dass (vermutlich unter dem Deckmantel der „Toleranz“ gegenüber Nichtchristen, oder aus Angst vor dem Quoten-Zorn der Atheisten) in einer Show über Ostern von Kreuz und Auferstehung nicht mehr die Rede ist… Aber es ging ja auch nur „um die Eier“ – die außerdem früher nur rot bemalt waren, als Erinnerung an das Blut Christi, aber das hat natürlich auch niemand erzählt…

Jesa Christa, Göttins Tochter

Heute bin ich per Zufall auf bibel-in-gerechter-sprache.de gelandet. Unter „Grundlegendes“ findet man gleich folgenden Text:

Stellen Sie sich vor:
Sie schlagen Ihre Bibel auf und können im Wortlaut entdecken, es gab sie,
die Jüngerin,
die Apostelin,
die Diakonin

Sie lesen in Ihrer Bibel
und können sicher sein,
hier wird ernst genommen, dass Jesus Jude war.

Mal abgesehen davon, dass ich Jüngerinnen auch finde, wenn dort „nur“ Jünger steht, hat der letzte Satz natürlich vorbildhaften Charakter für sämtliche Disziplinen der Theologie. Wann kommt endlich ein Standardwerk in gerechter Sprache über die Bekenntnisschriften, in dem ernst genommen wird, dass Martin Luther Katholik war? Und wann schreiben die württembergischen Pietisten endlich ein Buch, in dem ernst genommen wird, dass Albrecht Bengel Stiftler war?

Wir stehen also erst am Anfang. Und wie steht in der Bibel in gerechter Sprache: „Durch einen Anfang hat Gott Himmel und Erde geschaffen“. Glücklicherweise muss niemand erklären, was wir uns darunter vorstellen müssen… Ich weiß auch nicht, ob grundsätzlich jedes „Be“ instrumental übersetzt wird und ob der Tempel jetzt durch Jerusalem gebaut wurde… aber ich vermute, dass man gleich beim ersten Wort der Bibel mal so richtig reinhauen wollte, damit auch vom Sinn her was völlig anderes herauskommt… Und alle sagen „Ohhhh….. Ahhhhh…. ach sooooo muss man das übersetzen, uiiiiiiii“. Damit sind die Hauskreise wieder jahrelang beschäftigt, bis man alle Mehrdeutigkeiten endgültig gevieldeutet hat.Viel Spaß, ich bleib bei der Elberfelder.

Nachtrag:  Wer wirklich ernst nehmen will, dass Jesus Jude war, der muss auch ernst nehmen, dass die damalige jüdische Gesellschaft durch und durch patriarchal war. Gleichberechtigung von Mann und Frau in dieser Weise in die Bibel hineinzuinterpretieren hat dementsprechend nicht viel mit Ernst zu tun, sondern eher mit dem Gegenteil.

Mutige Zeugen Jehovas

Gerade klingelts an der Tür und wer steht da? Die Zeugen Jehovas, die mit meinem Vater reden wollte, der aber nicht da war. Obwohl ich eigentlich keine Lust und Zeit hatte, haben sie mir ein kurzes Gespräch aufgedrängt und ich kann mich bei theologischen Diskussionen ja kaum zurückhalten. Wir redeten über die zunehmende Individualisierung von Glaube und Religion und in diesem Zusammenhang machte der eine (der Sprecher) einen folgenschweren Fehler. Er las mir diese Stelle vor (Markus 7, 6-8):

6 Er aber sprach zu ihnen: Treffend hat Jesaja über euch Heuchler geweissagt, wie geschrieben steht: «Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. 7 Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren.» 8 Ihr gebt das Gebot Gottes preis und haltet die Überlieferung der Menschen fest.

Er wollte damit sagen, dass man sich nicht seine eigene Religion mit Geboten etc. basteln soll. Ich startete dann aber voll durch und meinte, dass es mich wundert, dass er ausgerechnet diese Stelle vorgelesen hat. Schließlich wäre das so ziemlich die einzige Stelle, an der praktisch innerbiblisch Kritik an zu enger Bibelauslegung geübt wird. Die Pharisäer haben sich zu sehr an den Wortsinn der Tora geklammert und sich dabei nicht an die eigentlichen Kernaussagen gehalten (Doppelgebot etc.). Übertragen könnte man dann auch sagen, man solle sich z.B. nicht zu stark an die Worte des Menschen Paulus klammern, sondern sich an die zentralen Aussagen der Evangelien halten. Die Stelle sehe ich persönlich als eine der besten Antifundamentalismus-Stellen in der Bibel neben „Der Buchstabe tötet aber der Geist macht lebendig“. (Ich war überdies kurz davor, das am Problem mit den Blutspenden und „liebe deinen Nächsten“ zu erörtern, habe es aus Zeitgründen aber gelassen).

Er versuchte dann, das Ruder rumzureißen, indem er darauf beharrte, dass es dabei um Erweiterungen der Tora ging, die die Pharisäer eigenmächtig gemacht haben. Er fand aber kein Gegenargument dagegen, dass sie dies ja wenn überhaupt, dann in wortgetreuer Auslegung der Tora gemacht haben. Es war fast schon lustig, kurz bevor ich den nächsten Agrumentationsgang starten konnte, meinte er: „ich seh schon, sie wollen weiterarbeiten – da wollen wir sie nicht länger aufhalten“ und gab mir noch nen Wachturm. Ich wette, die sind noch nie auf die Idee gekommen, die Stelle so zu lesen.
Na dann, bis zum nächsten Mal!

PS: „Always two there are, a master and an apprentice“ (Yoda). Der Lehrling hat übrigens kein einziges Wort gesagt.

Viva Chilonia!

Ich bin mal wieder zur Abwechslung in Kiel, habe heute meine Schlüssel für die Fakultät abgegeben und noch einige andere Formalitäten erledigt. Mittags war ich mit Katja, Björn, Joachim, Rode und Tim in der Mensa, und es war lustig wie immer. Ich zweifle stark daran, dass ich in Tübingen noch so eine Gruppen (von Theologen!) finde, mit denen man ähnlich viel Blödsinn machen kann. Die Tübinger sind einfach viel bräver als die Studenten im Sündenpfuhl Kiel… Aber zum Glück bin ich ja wieder da und kann die ganze Sache etwas aufmischen. Ich habe bereits bei der Auswahl der Veranstaltungen im nächsten Semester darauf geachtet, dass auch Seminare und Übungen dabei sind, in denen man sich etwas streiten kann. Streitkultur war früher unter den Theologen ein hohes Gut, hat sich aber bei vielen Harmonietheologen und Resignierern zurückentwickelt. Ich plädiere für eine Wiederbelebung der Streitgespräche auch in den Seminaren. Allversöhnung, die historisch-kritische-Methode und die Frage vom Standpunkt der Kirche zu Homosexualität, das sind Themen, um die gestritten werden kann und muss! Als Stadtstudent lebt man auch nicht unter dem sozialen Druck eines Studienhauses, daher kann ich mir gewisse Dinge jetzt erlauben, ohne Angst haben zu müssen, dass ich kein Mittagessen mehr in Ruhe verbringen kann oder spätabends noch Leute an meine Tür klopfen, die sich um mein Seelenheil sorgen. Hamdillah!