Ich habe ja bereits auf den Gammelfleisch-Skandal Bezug genommen, und ähnliches hat auch Gunnar Schupelius bei Libertas-Cara.de geschrieben.
Mir ist dazu aber noch etwas eingefallen, inspiriert unter anderem durch einige Tier-Sendungen, die ich vor kurzem sah. In unserer Gesellschaft hat sich eine Art Doppelmoral im Bezug auf Tiere entwickelt, die zu einer Unterscheidung von zwei Klassen von Tieren geführt hat:
Die eine Klasse Tiere essen wir. Mit diesen Tieren möchten die Leute eigentlich so wenig wie möglich zu tun haben. Man will nicht sehen, wie sie leben, nicht sehen, wie sie sterben und nicht sehen, wie sie zerlegt und verarbeitet werden. Man will sie nur essen. Und zwar für möglichst wenig Geld, alles andere ist egal.
Dann die andere Klasse Tiere, zu der vor allem die Haustiere gehören. Diese werden geliebt, umsorgt und medizinisch manchmal besser betreut als einige Menschen. Man würde nie auf die Idee kommen, sie zu schlachten. Nein, man versucht sie sogar vor dem Schlachthof zu retten und auf Gnadenhöfen unterzubringen oder ähnliches. Vor kurzem habe ich gesehen, wie ein Hase aufwändig operiert wurde, damit er nachher einäugig noch ein paar Wochen oder Monate lebt.
Ich möchte hier niemandem für seine Tierliebe zu einem Haustier verurteilen. Ich möchte nur auf diese große Diskrepanz hinweisen, die im Umgang mit verschiedenen Tieren der gleichen Art besteht.
Meine beiden Großeltern hatten Landwirtschaft, sie haben regelmäßig ein Schwein geschlachtet und hielten unter anderem Hühner und Hasen. Ich fand die kleinen Hasen nett und habe mit ihnen gespielt – aber ich mochte auch Hasenbraten. Es war mir klar, dass der Hasenbraten aus den netten Hasen gemacht wurde, aber das habe ich akzeptiert. Wer Fleisch essen will, der muss auch damit einverstanden sein, dass dafür Tiere getötet werden.
Wenn ich heute bei meinen hasenzüchtenden Freunden einen Hasen bestelle, weiß ich, wie dieser aufgewachsen ist. Ich weiß, dass er gutes Futter bekommen hat und gelegentlich sogar auf die Wiese durfte. Es ging ihm im Vergleich zu anderen Hasen sicher gut. Und schließlich wurde er irgendwann geschlachtet, denn dafür war er ja überhaupt gehalten worden.
Für viele wäre es unmöglich, diesen selbstaufgezogenen Hasen zu essen. Aber warum?
Weil das natürliche Verhältnis zwischen dem Menschen und seinen Nutztieren, das seit Jahrtausenden besteht, durch die moderne Gesellschaft gestört wurde. Von militanten Veganern und anderen verwirrten Leuten will ich gar nicht sprechen. Aber es sollte doch möglich sein, Tieren ein angenehmes und tierwürdiges Leben zu ermöglichen und sie dann zu schlachten und zu essen, oder? Das wäre für die Tiere gut und für die Menschen auch, denn die Qualität wäre um ein vielfaches höher als bei Massentierhaltungen.
Aber das kostet. Das kostet mehr Geld in der Produktion und damit auch beim Metzger. Und es fordert eine Gesinnungsänderung bei vielen Menschen… und die ist ungleich schwieriger zu bewerkstelligen als einen höheren Preis an der Fleischtheke zu erklären.