Das Problem der Überbevölkerung

Heute habe ich auf N24.de einen interessanten Artikel gelesen. „Demographie im Nahen Osten“ von Prof. Dr. Gunnar Heinsohn (Xenophobie- und Genozidforschung der Universität Bremen).
Er stellt darin den Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und Konflikten im Libanon und Gaza her. Zum Ende des Bürgerkriegs im Libanon schreibt er:

Dauern soll der Frieden zwischen den Religionen. Aber war das überhaupt ein frommes Gemetzel? Sicher schlagen fünfzehn Jahre lang Menschen aus fünf muslimischen und sechs christlichen Bekenntnissen aufeinander ein. Aber all diese Konfessionen gibt es vor dem Töten und nach dem Frieden auch. Sie mögen sich vorher und nachher nicht. Aber sie kommen miteinander aus.

Dafür gibt es etwas anderes vor dem Bürgerkrieg, das nachher nicht wiederkehrt. Die Libanesinnen der Jahre 1950 bis 1970 haben durchweg sechs Kinder und bescheren der „Perle des Orients“ Schweiz einen tödlichen youth bulge (30 bis 40 Prozent aller männlichen Einwohner zwischen 15 und 29 Jahren). […]

Damals ist der Libanon ein Gaza. Schon 1995 aber sackt die Geburtenrate auf 2,8 ab, wodurch ein wichtiger Grund für weiteres Töten entfällt.

Warum war der Libanon ein Gaza? Weil heute im Gazastreifen noch immer die Geburtenrate wesentlich höher liegt, also in anderen arabischen Gebieten.

Während alte Terrorstaaten von sechs auf weniger als zwei Kinder herunter gehen und dabei ruhig werden – Algerien (1,9 wie Libanon) oder Tunesien (1,7) – herrscht auf den Entbindungstationen der UNRWA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees) im Gazastreifen stetige Betriebsamkeit – ohne den Neugeborenen Karrieremöglichkeiten zu schaffen.

Von den Jungen unter 15 Jahren gibt es inzwischen bei den Palästinensern fast doppelt so viele wie bei den Israelis. Um den Konflikt zu beenden, fordert Heinsohn eine Senkung der Geburtenrate in Gaza, um ähnlich wie im Libanon nach dem Bürgerkrieg die Chancen der Jugendlichen zu verbessern und ihre Perspektivenlosigkeit zu verringern.

Wer jetzt – wie für den Libanon – eine Friedenstruppe auch für Palästina fordert, kommt dort nur voran, wenn zugleich tunesische Geburtenraten erreicht werden. Aber selbst, wenn das in naher Zukunft gelänge, werden die Jungen, die in den nächsten fünfzehn Jahren „böse“ werden, auf ihre Kämpfe nicht verzichten. Da nicht Israel das Problem ist, sondern der Pool zorniger junger Männer, kann von Israel auch keine Lösung kommen. Allerdings entschärft es in seinem Umfeld die Lage dadurch, dass es gezielt und nicht wahllos tötet.

Deshalb rangiert unter den 50 tötungsintensivsten Konflikten seit 1960 der Israel-Palästina-Konflikt auf Platz 46. In Algerien hingegen (von 6 auf 26 Millionen Einwohner zwischen 1941 und 1991), wo der gegenseitige Aderlass zwischen 1991 und 2005 abläuft, kann niemand irgendwelchen Juden die Schuld für den Konflikt in die Schuhe schieben.

Was er mit dem letzten Abschnitt sagen will: Selbst wenn Israel als Staat morgen verschwinden würde, bliebe die Situation für die jungen, zornigen Männer immer noch kritisch und würde auch weiterhin zu Konflikten führen. Nur eben nicht mehr kanalisiert gegen Israel, sondern untereinander, wie beim libanesischen Bürgerkrieg oder wie in Algerien, wo sich ganze Dörfer gegenseitig abgeschlachtet haben.

Radio-Star

Heute komme ich vielleicht im Radio. Gestern war ein Reporter von SWR4-Tübingen (107,3) bei uns im Institut und hat uns zu unserer ausgefallenen Grabung befragt. Unter anderem hat er auch ein paar O-Töne mit mir gemacht…
Leider konnte er nicht so genau sagen, wann es gesendet wird. Vermutlich zwischen 12 und 13 Uhr oder zwischen 17 und 18 Uhr. Wer da also Zeit zum Radiohören hat und sich SWR4 antun möchte – vielleicht hört ihrs ja!

Die Schuldfrage

Ich bin erschüttert, zu welchen Diskussionen die Krise im Nahen Osten führt und wie Menschen plötzlich total verbohrt werden. Jeder weiß am Besten, wer an der ganzen Sache schuld ist, und natürlich sind das immer die anderen. Die Israelfreundlichen schimpfen auf Hisbollah und Libanesen, Syrien und den Iran. Die anderen sehen die Schuld allein bei den Israelis, was zu bizzarren Auswüchsen führt. So wurde mir gestern, als ich an der Uni das Wort Israel benutzte, entrüstet gesagt, ich solle dieses böse Wort nicht in den Mund nehmen. Eine andere Person meinte sogar, die Hisbollah sei überhaupt nicht so schlimm und das Vorgehen gegen sie daher unberechtigt.

Aber die Hisbollah tötet Menschen. Sie tötet Israelis und sie tut das, weil fundamentalistisches, islamistisches Gedankengut sie davon überzeugt. Das ist Unrecht.
Israel tötet auch Menschen. Sie tötet Hisbollah-Angehörige und unbeteiligte libanesische Zivilisten. Das ist auch Unrecht und grenzt an Staatsterror.
Das eine Unrecht macht das andere Unrecht weder ungeschehen, noch rechtfertigt es dieses.

Ähnlich läßt sich auch die Schuldfrage entgegen der Meinung vieler nicht eindeutig beantworten, auch wenn das natürlich viel einfacher wäre:

  • Die Israelis sind schuld. Denn sie bomben den Libanon nieder, töten unschuldige Zivilisten und geben dabei vor, sich nur selbst zu verteidigen.
  • Die Hisbollah ist schuld. Denn sie greifen ständig im Grenzgebiet zu Israel unschuldige Israelis an und bringen sie um. Noch dazu sitzen ihre Vertreter in der libanesischen Regierung.
  • Die libanesische Regierung ist schuld. Sie hat es versäumt, nach der Räumung der besetzten Gebiete die Hisbollah zu entwaffnen und die Kontrolle über den ganzen Libanon zu gewinnen.
  • Die Israelis sind schuld. Denn sie beharren fanatisch auf ihrem Land und den Grenzen von 1948.
  • Die arabische Welt ist schuld. Sie erkennt die Grenzen und die Souveränität des Staates Israel nicht an und versucht mit Gewalt, Israel zu vernichten.
  • Die Israelis sind schuld. Sie haben zu oft nachgegeben und die ständigen Rückzieher und Gefangenenaustausche wurden von den Palästinensern und Arabern als Schwäche ausgelegt.
  • Die Engländer bzw. Europa ist schuld. Sie haben nach dem Zweiten Weltkrieg den Juden einen Staat gegeben und dabei das Land den vorherigen Bewohnern weggenommen.
  • Die Welt ist schuld. Denn sie schaut nur zu.
  • Das Öl ist schuld. Denn es verhindert klare politische Stellungnahmen aus wirtschaftlichen Gründen.
  • Der Fundamentalismus ist schuld. Denn auf beiden Seiten regiert religiöser Fanatismus.

Es sollte deutlich geworden sein, das die Frage nach der Schuld niemals eine befriedigende Antwort geben kann. Außerdem führt sie zu nichts. Denn die Frage nach der Schuld nimmt das Problem in den Blick, und nicht die Lösung. Auch wenn im Alltag das Finden der Ursache meist auch zum Finden der Lösung führt, funktioniert das in diesem Fall nicht. Denn es handelt sich hier nicht um ein Auto, bei dem die Batterie kaputt ist und ersetzt werden muss. Es geht hier um Menschen, um Gefühle und Verletzungen, um Stolz, Religion und um das nackte Überleben.

Solange sich alle stets gegenseitig die Schuld zuschieben, wird es keinen Frieden geben. Versöhnung kann nur dann geschehen, wenn man die eigene Schuld erkennt und auch bekennt.

Reisewarnung Libanon

Es gibt jetzt eine offizielle Reisewarnung für den Libanon des Auswärtigen Amtes. Das ist die höchste Form der Warnung, die das Auswärtige Amt ausspricht, sonstige Reiseempfehlungen werden in den Sicherheitshinweisen für das jeweilige Land immer mit „empfohlen“ oder „geraten“ formuliert.
Meine Prognose für die Ausgrabung lautet, dass das in diesem Jahr nichts mehr wird. Glücklicherweise haben Archäologen einen großen Vorteil: Der Grund, warum sie ein Land bereisen, liegt schon seit tausenden von Jahren dort vergraben – und in den meisten Fällen ist er ein Jahr später auch noch da…

Libanon II

Schon gestern kam mir eine Stelle in einem Fernsehbeitrag über die israelischen Angriffe seltsam bekannt vor, heute fand ich dann auf tagesschau.de folgendes Bild:


Libanesen in der Stadt Zahrani bringen sich vor einem israelischen Luftangriff in Sicherheit
(Quelle: tagesschau.de)

Nun habe ich die Ortsangabe gecheckt und musste dabei leider feststellen, dass das Bild unsere Autobahnausfahrt zeigt… deswegen kam mir die Stelle auch so bekannt vor. Ich bin da letztes Jahr zig mal vorbeigefahren.

Nothing is far away in Lebanon…

Nicht dass irgendjemand denkt, ich würde wichtige Themen aus persönlichem Interesse verschweigen. Heute morgen las ich mit Erschrecken folgende Meldung auf Spiegel.de: Israelische Truppen dringen in den Libanon ein.

„Unsere Flugzeuge, unsere Panzer und unsere Artillerie operieren auf libanesischem Gebiet“, fügte der Sprecher hinzu. Ministerpräsident Ehud Olmert bestätigte, israelische Truppen hätten mit Angriffen mit Bodentruppen, aus der Luft sowie von der See aus begonnen. Der israelische Rundfunk meldete, es seien schwere Kämpfe in Gange.

Nach weiteren Nachforschungen fand ich auf N24.de folgende Ortsangabe:

Die libanesische Polizei bestätigte Angriffe auf die Kleinstadt Nabatijeh im Süden des Landes.

Getreu dem Motto „Nothing is far away in Lebanon“ muss ich an dieser Stelle zugeben, dass diese Stadt sich etwa 12 km Luftlinie von unserer Ausgrabung entfernt befindet. Klingt wenig, ist aber so.
Heute abend schließlich ein weiterer ausführlicher Artikel auf Spiegel.de über den Nahost-Konflikt.

Israel stellt sich auf einen langen Krieg ein. Seit dem Angriff von Hisbollah-Milizen an der israelisch-libanesischen Grenze werden mehrere Tausend Reservisten mobilisiert.

Ich hoffe, dass das nur Spekulation ist!

Der Libanon sei für die Hisbollahangriffe verantwortlich und werde für die Eskalation einen hohen Preis bezahlen müssen, droht er. Die israelische Luftwaffe, Panzerverbände und Infanterietruppen, die im Libanon engagiert sind, könnten die Infrastruktur des Libanon um 20 oder sogar 50 Jahre zurückwerfen, warnen hohe israelische Offiziere.

Tausende von Libanesen sind bereits aus dem Süden des Landes in Richtung Beirut geflohen, um sich vor israelischen Luftangriffen in Sicherheit zu bringen.

Das klingt schon etwas bedrohlich. Ich habe aber natürlich nicht nur deutsche, sondern auch amerikanische, libanesische und israelische Nachrichten gelesen und die Berichte sind nicht in allen Punkten einheitlich. Zumindest das Auswärtige Amt hat noch keine verschärfte Reisewarnung für den Libanon veröffentlicht, vermutlich wird erst mal abgewartet, ob die Lage sich nicht doch wieder beruhigt.
Ich werde also ebenfalls abwarten und mein Ticket nach Beirut für den 22. noch nicht zerreißen…

Hello, Mr. Bush!

George Walker Bush hat heute Geburtstag (Spiegel.de berichtet). Und was wünscht sich der mächtigste Mann der Welt? Spiegel spekuliert:

Als Geschenk dürfte er sich vor allem eines wünschen: dass die Geschichtsbücher ihn gnädiger beurteilen mögen als die garstig-kritischen Zeitgenossen.

Dieser Wunsch ist gerechtfertigt, denn:

Nicht nur der liberale Geschichtsprofessor Sean Wilentz von der Elite-Universität Princeton mutmaßt, dass Bush als „schlechtester Präsident der USA“ in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Die Deutschen haben in der kommenden Woche die Gelegenheit, das Geburstagskind vermeintlich nah zu erleben: Ab Mittwoch wird Bush zwei Tage lang Mecklenburg-Vorpommern und den Wahlkreis von Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchen.

Wie ich gelesen habe, wird in Brandenburg extra eine Wildsau geschossen, vielleicht als Geschenk? Ob es aber überhaupt dazu kommt, schließlich weigert sich das Land, für die Sicherheitsmaßnahmen für den Besuch finanziell aufzukommen.

Merkel und das Geheimnis des Universums

Auf der Bundespressekonferenz zur Gesundheitsreform (Stern.de berichtet) sagte die Bundeskanzlerin einen Satz, der tiefgründiger und bedeutungsschwerer nicht sein könnte:

„Alles,“ sagte die Kanzlerin ernst und blickte das versammelt-sitzende Rudel Hauptstadtjournalisten fast geheimnisvoll an. „Alles hängt mit allem zusammen.“

Ich bin begeistert!

Speer @ Storch

Bekanntlich ist der Storch in Deutschland (wie in ganz Europa) geschützt und darf nicht gejagt werden. Da er aber ein Zugvogel ist, kommt er auch in Länder, in denen Jagd auf Störche gemacht wird. Israelnetz.de berichtet im Artikel „Tapferer Storch in Israel“ von einem Exemplar, das offensichtlich in einem Kochtopf landen sollte:

In der vergangenen Woche ist im Hule-Reservat in Nordisrael ein Storch gelandet, der von einem Speer durchbohrt war. Der Storch war auf seinem jährlichen Weg von Afrika nach Europa.
Laut Joav Perlman, einem Ornithologen der Naturschutzgesellschaft in Israel, konnte der Vogel seinen Flug fortsetzen, weil der afrikanische Jagdspeer zwar die Basis des Flügels, aber kein lebenswichtiges Organ durchbohrt hatte. So konnte das Tier mit dem Speer im Körper die Tausende von Kilometern von Afrika ins Huletal zurücklegen.

Der Storch wird wohl in Israel bleiben, wobei auf ein Einfangen und Entfernen des Speers wegen des Stresses für das Tier verzichtet wird.

Aber kein Wunder ist die Geburtenrate in Deutschland (und Europa allgemein) so niedrig, wenn die Störche alle in Afrika gegessen werden oder im Nahen Osten bleiben…

Die Abzocker-Gesellschaft

Kurt Beck hat die Schnauze voll, er beschwert sich über die Mentalität der Hartz IV-Empfänger und fordert, dass man nicht alles rausholt, was geht (Quelle: Spiegel).
Es gibt Dinge, die macht man nicht, sagt Kurt Beck.

Er habe sich nicht vorstellen können, dass Schüler in die Einliegerwohnung der eigenen Eltern einzögen, sich als Bedarfsgemeinschaft anmeldeten und nach dem Abitur Leistungen einstrichen.

[…]

Verantwortlich machte Beck in der Zeitung vor allem „falsche Beispiele“ in der Politik, aber auch in „der Beletage der Wirtschaft“. „Manager, deren Unternehmen bei besten Gewinnen keine Steuern mehr zahlen, sind als Männer des Jahres gepriesen worden“, sagte Beck. Da hätten sich die Leute gesagt: „Auf die paar Groschen für mich kann es ja nicht ankommen.“

Es mag ja stimmen, dass die Wirtschaftsbosse (und gelegentlich auch verschwenderische Politiker!) als Vorbilder dienen. Ich frage mich aber, warum die Bildzeitung z.B. nur äußerst selten über solche Hartz IV-Abzocker berichtet? Statt dessen kommen Berichte über den Abkassierer-Staat oder „was Arbeitgeber wirklich über ihre Mitarbeiter denken!“. Da wird Zorn geschürt, der sich dann darin äußert, dass man eben tatsächlich das rausholt, was geht! Kürzlich hat sogar der Chefredakteur der Bildzeitung in einem Vortrag über die Todsünden (Konkret: Zorn) die Zornlosigkeit zur Todsünde gemacht… (Quelle: Süddeutsche). Er fordert mehr Zorn (auf den Staat etc.) und sieht seine Zeitung als die, die etwas anprangern damit die Menschen zornig werden und dann etwas tun. Was die Bildzeitung aber tatsächlich macht, ist die Leute um des Zornes Willen (denn dadurch werden mehr Zeitungen verkauft) in Stammtischmanier für dumm zu verkaufen.
Natürlich prangert die Bildzeitung auch Ungerechtigkeiten bei Hartz IV an, aber immer nur so am Rande – denn sie weiß genau, dass die meisten dieser Empfänger vermutlich nicht die FAZ lesen.
Fazit: Da kann Beck mahnen so viel er will, solange die Bildzeitung das Feuer schürt, sind seine Worte nur einzelne Tropfen…

Freiheit, die ich meine…

Die Lektüre von Joachims Artikel über das FDP-Flugblatt zur Freiheit hat mich zum Nachdenken gebracht. Joachim hat die Kernthese schon widerlegt, hat den einzelnen Punkten aber weitestgehend zugestimmt.

Ich dagegen muss mich gegen die Argumentation, dass Religion Privatsache ist, sträuben. Das hätte die FDP gerne so, aber das widerspricht leider der Grundlage für Glaube und damit Religion, nämlich einer persönlichen, durch Offenbarung begründeten Glaubensgewissheit, die mein Handeln und meine Weltsicht bestimmt. Diese Glaubensgewissheit drängt nach außen und möchte weitergegeben werden, denn der Anspruch, die einzige wahre Religion zu haben, bringt mit sich, dass man andere „missionieren“ will (außer man ist Gnostiker etc.). Daher würden Muslime auch niemals behaupten, dass Religion Privatsache ist, ihre Religion fordert sogar, dass man darauf hinarbeiten soll, dass die Macht im Staat in die Hände der Muslime kommt. Eine Trennung von Staat und Religion funktioniert daher auch nur bedingt, siehe Türkei, denn der islamische Idealfall sieht leider so aus wie im Iran.

Das Problem mit der Freiheit liegt in dem einen Satz: „Für uns ist die Basis friedlichen Zusammenlebens das Grundgesetz.“. Das stimmt. Freiheit braucht eine Basis, einen letzten Grund, der diese Freiheit garantiert. Das paradoxe ist, dass damit die Freiheit eingeschränkt wird. Denn die Freiheit kann nur dann garantiert werden, wenn alle sich insofern in ihrer persönlichen Freiheit einschränken, als dass sie sich dieser Basis unterordnen. Deshalb ist es so gefährlich, mit Verweis auf z.B. die Religionsfreiheit, Gruppierungen Rechte zuzugestehen, obwohl diese die eigentliche Grundprämisse für dieses Zugeständnis überhaupt nicht teilen.

In unserem Grundgesetz (Art 4) steht:

  1. Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
  2. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Die ungestörte Religionsausübung wird allerdings dann nicht mehr gewährleistet, wenn damit gegen andere Verfassungsrechte verstoßen wird. Auch hier findet also eine notwendige Einschränkung der Freiheit statt, und so ist es auch kaum verwunderlich, dass Religionsgemeinschaften häufig im Visier des Verfassungsschutzes stehen.
Wie Joachim beim Start von Libertas Cara richtig feststellte, hat sich das Christentum „nicht trotz der zur Freiheit führenden Aufklärung bis heute gehalten. Sondern die Aufklärung konnte es nur geben wegen des Christentums.“ (Siehe dazu auch die umfangreiche Diskussion) Es ist bitter, dass die Freiheit soweit gekommen ist, dass sie sich von ihrem Ursprung abgelöst hat und Toleranz und Religionsfreiheit heute bedeuten, dass man gegen die „Vormachtstellung“ des Christentums vorgeht.

„Wir leben Toleranz“. Das ist schön, und ich unterstütze das. Aber Toleranz bedeutet, dass ich eine andere Meinung aushalte. Es bedeutet nicht, dass ich keine eigene Meinung mehr haben darf.

In Deutschland rockt der Bär

Es rauscht im Blätterwald Deutschlands und schuld daran ist ein Raubtier. Nach Luchsen in Baden und Wölfen im Bayrischen Wald ist seit kurzem auch wieder ein freilebender Bär in Deutschland gesichtet worden – und schon drehen alle durch. Während man Bären ja an sich ganz toll findet und sich auch für ihren Schutz einsetzt, sieht das plötzlich ganz anderes aus, wenn der Nachbar 3 Schafe an so einen „Killer“ verliert. Und schon wird er von Politikern zum Abschuss freigegeben. Würde Strauß noch leben, hätte er sicher schon seinen Bärentöter geschnappt und wäre selbst auf die Pirsch.

Der Fall zeigt das Problem der Ansiedlung von Tieren: Sie bleiben nicht da, wo sie sollen und scheren sich nicht um Ländergrenzen. Und alle sagen „Ja, Bären in Freiheit schon – aber doch nicht hier!“. In anderen Ländern (in Europa z.B. Rumänien, in den Pyrenäen etc.) gibt es immer noch freilebende Bären und die Menschen haben sich damit arrangiert. Man muss allerdings gestehen, dass die Bevölkerungsdichte dort geringer ist.

Mein Vorschlag: Lebendig fangen und im Bayrischen Wald wieder freilassen. Dort ist die Bevölkerungsdichte geringer, es gibt viel unberührte Natur und der Bär kann Rotwild jagen und sich mit den aus Tschechien über die Grenze gekommenen Wölfen darum prügeln.

Staatsfeind Nr. 1?

Bei meiner BILD-Lektüre bin ich auf ein Interview mit Vizekanzler Müntefering gestoßen. Das Interview an sich hat mein Interesse kaum geweckt, ich wusste sowieso was drinsteht und dass BILD polemisch von Abkassieren spricht während Münte auf das zwingende Ende des Spaarstaates verweist und die Steuererhöhung für Schulen, Strassen etc. verwenden will – was dann wieder Arbeitsplätze bringen soll.

Man beachte bei diesem Artikel aber die Gesamtkomposition von Überschrift und Bild. Der erste Eindruck ist überaus wichtig, meistens ändert man ihn auch nicht mehr. Das gilt auch für Artikel. Die Überschrift lautet „BILD sprach mit dem Bundesarbeitsminister über den Gier-Staat. Warum kassieren Sie uns immer mehr ab, Herr Müntefering?“, dazu ein Bild eines arrogant wirkenden, genießerisch rauchenden Münte. Was wird denn hier für ein Bild von Politik und Staat vermittelt?

  • „Gierstaat“ – sowas gibt es bei uns nicht! Wir leben in einer Demokratie…
  • „abkassieren“ – als ob das reine Schikane zum Eigennutz der Politiker wäre.
  • „Sie“ – als ob Münte davon etwas hätte! Das einzige, was ihm die Steuererhöhung bringt, ist Ärger…
  • „uns“ – Wen uns? Die BILD-Redakteure vielleicht? Den Springer-Verlag?

Kein Wunder geht die Wahlbeteiligung nach unten und die Politikverdrossenheit wächst. Das gleiche Interview mit einem anderen Bild (eher gestresst bei Pressekonferenz) und einer etwas modifizierten Überschrift hätte ein völlig anderes Bild vermittelt!

Happy Chanukka in der Kaaba

Habe gerade etwas Lustiges auf israelnetz.de gefunden: „Chanukka T-Shirts in Mekka“ (ist schon etwas älter). Die Story ist so abgefahren, dass ich sie ganz zitieren muss.

MEKKA (inn) – In Saudi-Arabien sind T-Shirts mit jüdischen Symbolen auf den Markt gekommen. Darauf ist unter anderem ein hebräischer Gruß zum Chanukka-Fest zu sehen.

Laut dem Informationsdienst „Arutz Scheva“ wurden die T-Shirts unter anderem in Mekka und Dschedda verkauft. Neben dem hebräischen Schriftzug „Ein frohes Chanukka-Fest“ zeigen sie den neunarmigen Chanukka-Leuchter und den Davidstern.

Die Firma Delta hatte sie für Kunden in den USA und anderen Staaten produziert. Doch nach dem Fest im Dezember sank die Nachfrage. Also bot Delta die T-Shirts zu Billigpreisen an. Gleichzeitig waren saudische Importeure auf der Suche nach erschwinglichen Kleidungsstücken. Die T-Shirts mit den „unbekannten Buchstaben“ und „interessanten Zeichnungen mit Kerzen und Sternen“ erregten ihr Interesse. Sie freuten sich zudem über eine gute Qualität.

Saudische Bürger kauften die T-Shirts mit den jüdischen Symbolen. Nach einiger Zeit machten Araber mit höherer Bildung die Behörden darauf aufmerksam, dass einfache Menschen mit diesen Kleidungsstücken auf der Straße herumliefen. Sie seien sogar in Moscheen aufgetaucht.

Ironischerweise will Saudi-Arabien demnächst einen Kongress ausrichten, auf dem es um den Boykott israelischer Produkte gehen soll. (eh)

Wirtschaftswachstum kontra Ölpreis

Ich habe schon mehrfach gelesen, dass der hohe Ölpreis eine große Gefahr für den deutschen Wirtschaftsaufschwung darstellt, unter anderem werden bei Bild.de und im Wirtschaftsteil der Zeit die katastrophalen Auswirkungen beschworen.

Heute habe ich in SWR1 allerdings ganz andere Dinge gehört und deswegen ein wenig im Internet gestöbert. In dem Artikel „Ölpreis beflügelt deutschen Export“ von Handelsblatt.com wird bei Yahoo folgendes gesagt:

Zumindest für Deutschland gelte die bisherige Faustregel, dass ein zehn Prozent höherer Ölpreis einen halben Prozentpunkt weniger Wachstum bedeute, nicht mehr.

Vor allem Maschinenbau und Elektroindustrie profitieren demnach vom Investitionsboom in den Ölförderländern. Aber nicht nur das:

Insgesamt wuchsen die deutschen Ausfuhren in den Nahen Osten stärker als die in alle anderen Regionen der Welt. Erhebungen des Statistischen Bundesamts und der Bundesbank belegen, dass die Exporte in Opec-Staaten zweieinhalbmal so viel wert waren wie das von dort bezogene Rohöl.

Bedeutet das nicht, dass der steigende Ölpreis das Wirtschaftswachstum sogar fördert? Mehr Aufträge, mehr Arbeitsplätze, mehr Geld (für Sprit)? Müssten wir demnach nicht eigentlich mehr Auto fahren – für den Aufschwung?