Archiv theologischer Schriften

Bei meinen Recherchen zum Barnabas-Brief bin ich auf die Internet-Seite www.glaubensstimme.de gestoßen. Dort werden eine Vielzahl theologischer Texte angeboten, unter anderem auch die Kirchenväter. Zusätzlich gibt es ein Blog mit Hinweisen auf christliche Internet-Seiten und ein Forum.

Ich habe mich auf der Seite ein wenig umgeschaut, und inhaltlich ist sie sehr umfangreich. Es wäre meines Erachtens zwar wünschenswert, dass sie auch in den Punkten Übersichtlichkeit und Bedienbarkeit optimiert wird, aber man findet auch so alles. Zur Zielsetzung und Ausrichtung der Seite gibt es folgende Infos:

In unserer heutigen Zeit kommen immer wieder neue Lehren auf – dabei wird zugleich vieles vergessen, was gut und richtig ist. Insbesondere die Lehren der Väter werden mehr und mehr vernachlässigt zugunsten neuer Lehren, die oft mit der Bibel oder dem Glauben der Christen nichts oder nicht viel zu tun haben.
Das Anliegen der Glaubensstimme ist es, diesem Trend entgegenzuwirken, indem das Wissen der Väter hier allen Interessierten zur Verfügung gestellt wird.
Dabei kommen auch die dunklen Seiten mancher Glaubensväter zur Sprache. Ziel ist es jedoch nicht, einzelne Zeugen des Herrn Jesus Christus zu verunglimpfen oder nur ihre dunklen Seiten zu betonen. Der mündige Leser vermag sehr wohl, sich selber ein Urteil zu bilden, alles zu prüfen und nur das Beste zu behalten.

Das ist in erster Linie keine schlechte Position, vor allem weil auch die „dunklen Seiten“ zumindest angesprochen werden.

Ist die Glaubensstimme konfessionell ausgerichtet?
Nun, ich selber bin reformierter Christ zum Glauben gekommen in den Freien evangelischen Gemeinden, von daher ist die Glaubensstimme evangelisch ausgerichtet. Allerdings bemühe ich mich, das ganze Spektrum des evangelischen Glaubens anzubieten. Insofern findet man hier Luther und Calvin, Krummacher und Spurgeon, Augustinus und Hofacker – und viele mehr. Der Grund dafür ist, dass meiner Meinung nach jeder Christ selber sich seine Überzeugung durch den Vergleich und das Prüfen verschiedener Auffassungen bilden soll.

Auch das ist lobenswert. Allerdings musste ich dann nur eine Seite weiter folgendes lesen:

Aus diesem Grund suche ich – mal wieder – Christen, die an diesem Archiv mitarbeiten. Wer von Euch also Texte zur Verfügung stellen kann, ist herzlich willkommen. Jedoch gibt es einige Einschränkungen:

[…]

Genauso sendet mir bitte keine Texte von Sekten oder über Sonderlehren (z.B. Allversöhnung). Solche Texte nehme ich zwar in mein persönliches Archiv auf, nicht jedoch auf diese Web-Site.

Ich bin etwas irritiert. Mal abgesehen davon, dass der von mir hochgeschätzte Prof. Rosenau in Kiel ganz offensichtlich ein Anhänger einer Sonderlehre ist (Allversöhnung: ein transzendentaltheologischer Grundlegungsversuch, Berlin/New York 1993). Aber wie ist das denn mit der vorher erwähnten Mündigkeit des Lesers und der Bildung einer eigenen Überzeugung? Bei der Allversöhnung ist damit plötzlich Schluss? Kommt nur mir das inkonsequent vor? Vor allem, weil es auch Kirchenväter gab, die diese Lehre vertreten haben (Clemens von Alexandria, Origines). Diese Schriften auszuklammern ist dann doch sehr zweifelhaft, oder sind das etwa die „dunklen Seiten“?
Eigentlich schade, aber da drückte sich wohl doch der pietistisch-evangelikale Hintergrund des Webseite-Betreibers durch… obwohl sogar der große Pietist Johann Michael Hahn ein Verfechter der Allversöhnung war.

PS: Für alle Kritiker: Ich weiß, dass die Allversöhnung in CA 17 verworfen wird.

2 Gedanken zu „Archiv theologischer Schriften“

  1. Die beiden Blumhardts waren auch Pietisten „Wer sie nicht glaubt ist ein Ochs, wer sie kehrt ist ein Esel“, Karl Barth und Calvin sind, wenn auch besondere, auch Allversöhner.

  2. Hi there,

    ich bin der Betreiber der genannten Seite. Daher zuerst einmal vielen Dank für den Link auf meine Seite :-)

    Zu Deiner Frage: Ich habe eine Reihe Schriften von Leuten, die auch die Allversöhnung lehren. Ich habe allerdings keine Schriften, in denen dezidiert die Allversöhnung gelehrt wird. Du schreibst:

    „Eigentlich schade, aber da drückte sich wohl doch der pietistisch-evangelikale Hintergrund des Webseite-Betreibers durch… obwohl sogar der große Pietist Johann Michael Hahn ein Verfechter der Allversöhnung war.“

    Mag sein. Ich habe früher selber die Allversöhnung gelehrt, mich dann jedoch eines Besseren belehren lassen. Insofern zähle ich die Allversöhnung nicht zu den Irrlehren, wohl aber zu den umstrittenen Sonderlehren.

    Eben weil es sich hier nicht um ein Bekenntnis innerhalb der Christenheit, sondern um eine umstrittene Sonderlehre handelt, biete ich sie auf meiner Seite nicht an. Genauso wie ich die Schriften anderer Sonderlehren (z.B. Adventismus, Unitarier) nicht anbiete, biete ich halt auch die Schriften der Allversöhner nicht an, so weit sie sich um die Allversöhnung drehen.

    Gruß & Segen,
    Andreas

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