Radio-Star

Heute komme ich vielleicht im Radio. Gestern war ein Reporter von SWR4-Tübingen (107,3) bei uns im Institut und hat uns zu unserer ausgefallenen Grabung befragt. Unter anderem hat er auch ein paar O-Töne mit mir gemacht…
Leider konnte er nicht so genau sagen, wann es gesendet wird. Vermutlich zwischen 12 und 13 Uhr oder zwischen 17 und 18 Uhr. Wer da also Zeit zum Radiohören hat und sich SWR4 antun möchte – vielleicht hört ihrs ja!

Die Schuldfrage

Ich bin erschüttert, zu welchen Diskussionen die Krise im Nahen Osten führt und wie Menschen plötzlich total verbohrt werden. Jeder weiß am Besten, wer an der ganzen Sache schuld ist, und natürlich sind das immer die anderen. Die Israelfreundlichen schimpfen auf Hisbollah und Libanesen, Syrien und den Iran. Die anderen sehen die Schuld allein bei den Israelis, was zu bizzarren Auswüchsen führt. So wurde mir gestern, als ich an der Uni das Wort Israel benutzte, entrüstet gesagt, ich solle dieses böse Wort nicht in den Mund nehmen. Eine andere Person meinte sogar, die Hisbollah sei überhaupt nicht so schlimm und das Vorgehen gegen sie daher unberechtigt.

Aber die Hisbollah tötet Menschen. Sie tötet Israelis und sie tut das, weil fundamentalistisches, islamistisches Gedankengut sie davon überzeugt. Das ist Unrecht.
Israel tötet auch Menschen. Sie tötet Hisbollah-Angehörige und unbeteiligte libanesische Zivilisten. Das ist auch Unrecht und grenzt an Staatsterror.
Das eine Unrecht macht das andere Unrecht weder ungeschehen, noch rechtfertigt es dieses.

Ähnlich läßt sich auch die Schuldfrage entgegen der Meinung vieler nicht eindeutig beantworten, auch wenn das natürlich viel einfacher wäre:

  • Die Israelis sind schuld. Denn sie bomben den Libanon nieder, töten unschuldige Zivilisten und geben dabei vor, sich nur selbst zu verteidigen.
  • Die Hisbollah ist schuld. Denn sie greifen ständig im Grenzgebiet zu Israel unschuldige Israelis an und bringen sie um. Noch dazu sitzen ihre Vertreter in der libanesischen Regierung.
  • Die libanesische Regierung ist schuld. Sie hat es versäumt, nach der Räumung der besetzten Gebiete die Hisbollah zu entwaffnen und die Kontrolle über den ganzen Libanon zu gewinnen.
  • Die Israelis sind schuld. Denn sie beharren fanatisch auf ihrem Land und den Grenzen von 1948.
  • Die arabische Welt ist schuld. Sie erkennt die Grenzen und die Souveränität des Staates Israel nicht an und versucht mit Gewalt, Israel zu vernichten.
  • Die Israelis sind schuld. Sie haben zu oft nachgegeben und die ständigen Rückzieher und Gefangenenaustausche wurden von den Palästinensern und Arabern als Schwäche ausgelegt.
  • Die Engländer bzw. Europa ist schuld. Sie haben nach dem Zweiten Weltkrieg den Juden einen Staat gegeben und dabei das Land den vorherigen Bewohnern weggenommen.
  • Die Welt ist schuld. Denn sie schaut nur zu.
  • Das Öl ist schuld. Denn es verhindert klare politische Stellungnahmen aus wirtschaftlichen Gründen.
  • Der Fundamentalismus ist schuld. Denn auf beiden Seiten regiert religiöser Fanatismus.

Es sollte deutlich geworden sein, das die Frage nach der Schuld niemals eine befriedigende Antwort geben kann. Außerdem führt sie zu nichts. Denn die Frage nach der Schuld nimmt das Problem in den Blick, und nicht die Lösung. Auch wenn im Alltag das Finden der Ursache meist auch zum Finden der Lösung führt, funktioniert das in diesem Fall nicht. Denn es handelt sich hier nicht um ein Auto, bei dem die Batterie kaputt ist und ersetzt werden muss. Es geht hier um Menschen, um Gefühle und Verletzungen, um Stolz, Religion und um das nackte Überleben.

Solange sich alle stets gegenseitig die Schuld zuschieben, wird es keinen Frieden geben. Versöhnung kann nur dann geschehen, wenn man die eigene Schuld erkennt und auch bekennt.

Reisewarnung Libanon

Es gibt jetzt eine offizielle Reisewarnung für den Libanon des Auswärtigen Amtes. Das ist die höchste Form der Warnung, die das Auswärtige Amt ausspricht, sonstige Reiseempfehlungen werden in den Sicherheitshinweisen für das jeweilige Land immer mit „empfohlen“ oder „geraten“ formuliert.
Meine Prognose für die Ausgrabung lautet, dass das in diesem Jahr nichts mehr wird. Glücklicherweise haben Archäologen einen großen Vorteil: Der Grund, warum sie ein Land bereisen, liegt schon seit tausenden von Jahren dort vergraben – und in den meisten Fällen ist er ein Jahr später auch noch da…

Libanon II

Schon gestern kam mir eine Stelle in einem Fernsehbeitrag über die israelischen Angriffe seltsam bekannt vor, heute fand ich dann auf tagesschau.de folgendes Bild:


Libanesen in der Stadt Zahrani bringen sich vor einem israelischen Luftangriff in Sicherheit
(Quelle: tagesschau.de)

Nun habe ich die Ortsangabe gecheckt und musste dabei leider feststellen, dass das Bild unsere Autobahnausfahrt zeigt… deswegen kam mir die Stelle auch so bekannt vor. Ich bin da letztes Jahr zig mal vorbeigefahren.

Nothing is far away in Lebanon…

Nicht dass irgendjemand denkt, ich würde wichtige Themen aus persönlichem Interesse verschweigen. Heute morgen las ich mit Erschrecken folgende Meldung auf Spiegel.de: Israelische Truppen dringen in den Libanon ein.

„Unsere Flugzeuge, unsere Panzer und unsere Artillerie operieren auf libanesischem Gebiet“, fügte der Sprecher hinzu. Ministerpräsident Ehud Olmert bestätigte, israelische Truppen hätten mit Angriffen mit Bodentruppen, aus der Luft sowie von der See aus begonnen. Der israelische Rundfunk meldete, es seien schwere Kämpfe in Gange.

Nach weiteren Nachforschungen fand ich auf N24.de folgende Ortsangabe:

Die libanesische Polizei bestätigte Angriffe auf die Kleinstadt Nabatijeh im Süden des Landes.

Getreu dem Motto „Nothing is far away in Lebanon“ muss ich an dieser Stelle zugeben, dass diese Stadt sich etwa 12 km Luftlinie von unserer Ausgrabung entfernt befindet. Klingt wenig, ist aber so.
Heute abend schließlich ein weiterer ausführlicher Artikel auf Spiegel.de über den Nahost-Konflikt.

Israel stellt sich auf einen langen Krieg ein. Seit dem Angriff von Hisbollah-Milizen an der israelisch-libanesischen Grenze werden mehrere Tausend Reservisten mobilisiert.

Ich hoffe, dass das nur Spekulation ist!

Der Libanon sei für die Hisbollahangriffe verantwortlich und werde für die Eskalation einen hohen Preis bezahlen müssen, droht er. Die israelische Luftwaffe, Panzerverbände und Infanterietruppen, die im Libanon engagiert sind, könnten die Infrastruktur des Libanon um 20 oder sogar 50 Jahre zurückwerfen, warnen hohe israelische Offiziere.

Tausende von Libanesen sind bereits aus dem Süden des Landes in Richtung Beirut geflohen, um sich vor israelischen Luftangriffen in Sicherheit zu bringen.

Das klingt schon etwas bedrohlich. Ich habe aber natürlich nicht nur deutsche, sondern auch amerikanische, libanesische und israelische Nachrichten gelesen und die Berichte sind nicht in allen Punkten einheitlich. Zumindest das Auswärtige Amt hat noch keine verschärfte Reisewarnung für den Libanon veröffentlicht, vermutlich wird erst mal abgewartet, ob die Lage sich nicht doch wieder beruhigt.
Ich werde also ebenfalls abwarten und mein Ticket nach Beirut für den 22. noch nicht zerreißen…

Speer @ Storch

Bekanntlich ist der Storch in Deutschland (wie in ganz Europa) geschützt und darf nicht gejagt werden. Da er aber ein Zugvogel ist, kommt er auch in Länder, in denen Jagd auf Störche gemacht wird. Israelnetz.de berichtet im Artikel „Tapferer Storch in Israel“ von einem Exemplar, das offensichtlich in einem Kochtopf landen sollte:

In der vergangenen Woche ist im Hule-Reservat in Nordisrael ein Storch gelandet, der von einem Speer durchbohrt war. Der Storch war auf seinem jährlichen Weg von Afrika nach Europa.
Laut Joav Perlman, einem Ornithologen der Naturschutzgesellschaft in Israel, konnte der Vogel seinen Flug fortsetzen, weil der afrikanische Jagdspeer zwar die Basis des Flügels, aber kein lebenswichtiges Organ durchbohrt hatte. So konnte das Tier mit dem Speer im Körper die Tausende von Kilometern von Afrika ins Huletal zurücklegen.

Der Storch wird wohl in Israel bleiben, wobei auf ein Einfangen und Entfernen des Speers wegen des Stresses für das Tier verzichtet wird.

Aber kein Wunder ist die Geburtenrate in Deutschland (und Europa allgemein) so niedrig, wenn die Störche alle in Afrika gegessen werden oder im Nahen Osten bleiben…

Happy Chanukka in der Kaaba

Habe gerade etwas Lustiges auf israelnetz.de gefunden: „Chanukka T-Shirts in Mekka“ (ist schon etwas älter). Die Story ist so abgefahren, dass ich sie ganz zitieren muss.

MEKKA (inn) – In Saudi-Arabien sind T-Shirts mit jüdischen Symbolen auf den Markt gekommen. Darauf ist unter anderem ein hebräischer Gruß zum Chanukka-Fest zu sehen.

Laut dem Informationsdienst „Arutz Scheva“ wurden die T-Shirts unter anderem in Mekka und Dschedda verkauft. Neben dem hebräischen Schriftzug „Ein frohes Chanukka-Fest“ zeigen sie den neunarmigen Chanukka-Leuchter und den Davidstern.

Die Firma Delta hatte sie für Kunden in den USA und anderen Staaten produziert. Doch nach dem Fest im Dezember sank die Nachfrage. Also bot Delta die T-Shirts zu Billigpreisen an. Gleichzeitig waren saudische Importeure auf der Suche nach erschwinglichen Kleidungsstücken. Die T-Shirts mit den „unbekannten Buchstaben“ und „interessanten Zeichnungen mit Kerzen und Sternen“ erregten ihr Interesse. Sie freuten sich zudem über eine gute Qualität.

Saudische Bürger kauften die T-Shirts mit den jüdischen Symbolen. Nach einiger Zeit machten Araber mit höherer Bildung die Behörden darauf aufmerksam, dass einfache Menschen mit diesen Kleidungsstücken auf der Straße herumliefen. Sie seien sogar in Moscheen aufgetaucht.

Ironischerweise will Saudi-Arabien demnächst einen Kongress ausrichten, auf dem es um den Boykott israelischer Produkte gehen soll. (eh)