Blättlesanalyse

Als Aussenstehender verfolge ich die Bürgermeisterwahl in Schwaikheim hauptsächlich durch die Presse und über Augen-/Ohrenzeugen-Berichte.

Nachdem es nun gestern Anzeigen von Unterstützern im Blättle gegeben hat, ließ ich mir natürlich Scans davon schicken und habe sie mir mal genau angeschaut (was durch die fehlende Sortierung der Namen in der einen Anzeige etwas erschwert wurde). Dabei fiel mir folgendes auf:

Der „alte Flecka“ ist zu einem Großteil für den Amtsinhaber, auf dessen Unterstützerliste tauchen viele Namen von alteingesessenen Schwaikheimern auf, auf jeden Fall mehr als beim Herausforderer.

Viel interessanter wird es, wenn man sich die Namen mal im Blick auf Parteizugehörigkeit anschaut (das ist wie gesagt durch die fehlende Sortierung bei der einen Anzeige nicht so auffällig).

  • Beim Herausforderer stehen vor allem Leute aus der SPD (zum Teil aus dem Vorstand) und auch nahe Verwandte / Partner von Gemeinderäten von SPD, Grünen und soweit ich das gesehen habe auch FDP. Wenn ich richtig gelesen habe, hat sogar ein Gemeinderat selbst unterschrieben.
  • Beim Amtinhaber stehen – welch Überraschung – Leute aus dem Vorstand der CDU bzw. deren nahe Verwandte / Partner.

Das ist natürlich alles überhaupt kein Problem. Jedem steht es frei, seine Meinung und seine Gesinnung öffentlich zu machen, schließlich macht gerade das ja Demokratie aus. Nur geschieht das in Schwaikheim nicht im leeren Raum. Es gab vor 8 Jahren eine Wahl, da ging so einiges daneben und das wissen die Schwaikheimer ja auch noch. Damals waren die Lager genauso geteilt wie es jetzt wieder der Fall ist. Und wenn ich das merke, merken das die Leute vor Ort erst recht.

Ich finde das unglücklich, weil dadurch auch eine gewisse Emotionalität ins Spiel kommt, die von der sachlichen Bewertung der Kandidaten und ihrer Positionen ablenken kann.

Noch ein kleiner Ausflug ins Kommunalrecht:

Bei der süddeutschen Ratsverfassung werden die kommunalen Entscheidungen durch zwei Organe getroffen: dem Rat als zentralen Organ und dem hauptamtlich gewählten (Ober-)Bürgermeister (dualistische Struktur). Beide Organe werden unmittelbar durch die Bürgerschaft gewählt, aber mit unterschiedlichen Wahlperioden (die Räte zumeist auf fünf Jahre, die (Ober-)Bürgermeister häufig auf acht Jahre – hier gibt es zwischen den Ländern erhebliche Abweichungen). Damit soll die Unabhängigkeit beider Ämter voneinander betont und ein “Lagerdenken” wie in Landes- oder Bundesparlament verhindert werden.

Quelle: Wikipedia

“Lagerdenken” soll verhindert werden! Was in Schwaikheim (mal wieder) passiert, verhindert Lagerdenken jedoch nicht, sondern fördert es.
Und das schadet mehr als es nützt – egal, welcher der beiden Kandidaten am Sonntag gewählt wird.

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