Faulheit, Geiz und Resignation…

.. das sind die Geißeln der modernen Gesellschaft. Aktuelles Beispiel: Die Lidl-Affäre.

Ich habe folgenden Artikel bei spiegel.de gefunden (Spitzel-Affäre bei Lidl: Sind wir hier bei Scientology?), in der einige Kunden zu Wort kamen, die (immer noch) bei Lidl kaufen.

Angela Leiberg findet es „unglaublich“, wie Lidl seine Mitarbeiter ausspioniert: „Sind wir hier bei Scientology?“ Die 52-Jährige weiß jedoch nicht, wo sie sonst einkaufen soll. Im Bio-Markt? „Kann ich mir nicht leisten“, sagt die frühere Englischlehrerin, die zurzeit arbeitslos ist. In anderen Discountern, etwa Aldi oder Plus? Leiberg fragt zurück: „Ist es da denn anders?“

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Auch Ina Schulte weiß von der Lidl-Affäre – trotzdem verlässt sie das Geschäft mit einer großen blau-gelben Plastiktüte. „Ist schon ein komisches Gefühl“, gibt die 24-jährige Modestudentin zu. Sie kommt von der Universität, der Supermarkt liegt auf ihrem Heimweg. Sie überlege aber, in Zukunft woanders einzukaufen.

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Ein junger Mann schließt sein Fahrrad an ein Baugerüst neben dem Eingang. Ein Boykott kommt für ihn nicht in Frage: „Das bringt doch nichts, dann verlieren die Leute bloß ihren Arbeitsplatz“, sagt er. Außerdem halte das niemand lange durch, und spätestens nach einer Woche sei dann alles wie vorher. „Das Problem ist doch, da werden Leute beobachtet, die denken, dass sie in einem geschützten Raum arbeiten.“ Dieser Betrug müsse sanktioniert werden, fordert Hermann K.: „Da sollte mal jemand dem Chef auf die Finger klopfen.“ Die Kunden könnten aber nichts ausrichten.

Zugegeben: Manche müssen beim Discounter kaufen – weil es einfach billiger ist und sich viele leider nichts anderes leisten können. Das werfe ich auch keinem vor.

Erschreckt haben mich jedoch vor allem eine Aussage: Die Kunden können nichts ausrichten. Das glaube ich nicht. Und wer das denkt, macht es sich zu einfach. Kundenreaktionen können sehr etwas bewirken, gerade bei einem Discounter, der sowieso mit knappen Gewinnspannen kalkulieren muss. Die Kunden haben es in der Hand. Boykott ist immer irgendwie blöd, weil darunter meist eben doch die Angestellten vor Ort leiden, aber es gibt kaum eine andere Möglichkeit, den Chefs mal einen Dämpfer zu verpassen.

Die vorgeschobene Ausrede „wir können doch gar nichts machen“ ärgert mich immer wieder, in der Politik ist das genauso. Es mag zwar viele Fälle geben, wo das zutrifft, aber bei einigen eben auch nicht. Diese Ausrede passt sehr gut, wenn man einfach zu faul ist, woanders einzukaufen, oder wenn man nicht bei Edeka oder einem anderen teureren Vollsortimenter bzw. einem Gemüseladen oder Metzger einkaufen will, weil es dort ein paar Cent teurer ist.

Wenn man lange genug sagt „das machen doch eh alle“ und „was kann ich da schon ausrichten“ dann wird es nicht nur wahr, sondern sogar noch schlimmer. Dann ist es vielleicht plötzlich der Arbeitgeber eben dieses Mannes, der ihn überwacht und kontrolliert… und irgendwann machen es wirklich alle und dann ist es Normalität.

2 Gedanken zu „Faulheit, Geiz und Resignation…“

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