Mord bleibt Mord?

Es ist verschiedentlich nachzulesen, dass die freigelassene ehemalige RAF-Terroristin Mohnhaupt gerichtlich verbieten lassen will, von der Presse weiterhin als „Mörderin“ bezeichnet zu werden.

Die Empörung seitens der Bildzeitung ist verständlich, denn in der Tat verjährt Mord nicht und es gibt auch keine Ex-Opfer, wie F. J. Wagner in seinem Kommentar festhält. Allerdings geht er mit dem Satz

Es ist für mich unfassbar, dass in unserem Land eine Mörderin die Chance hat, glücklich zu werden.

für mich definitiv zu weit. Zuerst einmal gilt, dass unser Rechtsstaat jedem Mensch gewisse grundlegende Rechte gibt. Wenn jemand gegen das Gesetz verstösst, wird er bestraft, und zwar nach einheitlichen Regeln. Nach dieser Bestrafung ist er vor dem Gesetz wieder völlig rehabilitiert und soll resozialisiert werden, so wie auch Mohnhaupt. Dabei wird doch davon ausgegangen, dass nach der Bestrafung der Täter wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden will und auch kann. Dieses schließt in der Tat die Chance ein, glücklich zu werden.

Würde man das verweigern, wäre das rechtsstaatliche System pervertiert. Dann gäbe es nämlich Menschen zweiter Klasse, die nicht glücklich werden dürfen.
Es ist zu bedenken: Dies ist nur die theoretische Bedingung, der gesellschaftliche Rahmen. Niemand weiß, wie es in Mohnhaupt aussieht, ob sie bereut, ob ihr Gewissen sie Nachts schlafen lässt, oder nicht. Niemand kann sagen, ob sie jemals wirklich glücklich werden kann, wie auch niemand in irgendeinen anderen Schwerverbrecher schauen kann.

Der Hintergrund für das Vorgehen gegen die Presse ist vielleicht tatsächlich, dass sie einfach nur in Ruhe gelassen werden will… und alles vergessen, um aus ihrem restlichen Leben vielleicht noch irgend etwas Sinnvolles zu machen.

Dies alles soll keineswegs eine Verteidigung oder Verharmlosung ihrer Taten sein. Nein, sie hat viel Böses getan und Leid über viele Menschen gebracht, das sollte nicht vergessen werden. Dennoch hat sie aus Sicht des Rechtsstaates ihre Schuld dafür abgebüßt. Dass sie jetzt diesen „Rechtsstaat“, den sie bekämpft hat, selbst nutzen will, bedeutet doch, dass sie nicht mehr die RAF-Terroristin aus den 70ern ist.

Als Christ weise ich darauf hin, dass die Verbreitung des Christentums in Europa und der Welt mit den Taten eines Mannes beginnt, von dem es in Apg 9,1 heißt, dass er „mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn schnaubte“. Wer der Meinung ist, dass Menschen sich nicht ändern können und lebenslang wegen ihrer Taten von der Gesellschaft ausgestoßen sein sollten, sollte sich mal die Geschichte von Paulus durchlesen. Oder die vom hinterlistigen Mörder David. Oder am Besten die ganze Bibel.

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