Blasphemie – qu’est ce que c’est?

Blasphemie ist die Verhöhnung oder Beschimpfung von Religionen bzw. deren Glaubensinhalten. In Deutschland ist das laut §166 des Strafgesetzbuches verboten, wenn dadurch der öffentliche Friede beeinträchtigt wird.

Aber was genau fällt nun unter „Blasphemie“? Das hier doch sicher. Und das hier auch. Vielleicht sogar das hier. Oder?

Tja, wer entscheidet das denn, was nun bereits Blasphemie ist oder noch (geschmacklose) freie Meinungsäußerung? So recht weiß das niemand. Und das ist auch das Problem. Denn das Empfinden von Gläubigen gleich welcher Religion, was als Blasphemie angesehen wird, ist unterschiedlich. Ich bin mir sicher (und ich weiß das sogar konkret von einem Fall), dass auch Zeichnungen oder Beiträge von mir schon als Blasphemie bezeichnet wurden. Das hier zum Beispiel.

Es ist also ziemlich unklar, was den Tatbestand der Blasphemie erfüllt. Das Gesetz selbst gibt da auch nicht viel her. Es bezieht die Strafbarkeit nicht auf den Inhalt, sondern lediglich auf den Effekt, den solch eine Blasphemie hervorruft. Etwas soll demnach dann verboten sein, wenn es Unruhen und Unfrieden befördert. Das bedeutet aber umgekehrt, dass dem Recht verschafft wird, der am lautesten schreit und die größten Unruhen hervorruft. Das kann ja eigentlich auch nicht Sinn der Sache sein, denn damit würde sich der Staat quasi selbst erpressbar machen.

Kirchenführer (vor allem bei den Katholiken) fordern immer wieder eine verschärfte Anwendung von §166. Aber auch da bleibt die Frage nach den Kriterien. Würde man alles das strafbar machen, was irgendjemand für Blasphemie ansieht, bliebe nicht mehr viel von der Redefreiheit übrig. Bereits das hier dürfte dann sicher nicht mehr verkauft werden, obwohl ich es gerne im Konfi-Unterricht benutze.

Blasphemie zu verhindern ist Bestandteil des Schutzes der Religionsfreiheit in einer Demokratie. Genau deshalb handelt §166 auch vom öffentlichen Frieden, der gewahrt werden soll. Was aber auf keine Fall passieren darf ist, dass demokratische Prinzipien wie Rede- und Pressefreiheit sowie der Schutz der Religionen gegeneinander ausgespielt werden. Oder dass Dinge nicht mehr geschrieben werden – nicht weil man sie selbst für falsch hält, sondern weil man Angst hat, dass es jemand übelnehmen könnte und es einem ergeht wie den Cartoonisten von Charlie Hebdo.

Als Christ gibt es letztlich nur ein Kriterium, wie mit Redefreiheit, Religionskritik und auch -satire umzugehen ist, nämlich das des Paulus aus 1. Korinther 10,23:

Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf.

Auch dieses Kriterium ist freilich weich und subjektiv. Aber es verweist darauf, dass ein gewisser Respekt und Zurückhaltung im Umgang miteinander wichtig ist – selbst dann, wenn es um Satire geht.

Und wenn ich etwas sehe, was ich geschmacklos und schlecht finde oder was sogar meine religiösen Gefühle verletzt – dann darf ich mein Missfallen äußern und erwarte, dass das zumindest zur Kenntnis und Ernst genommen wird. Das gehört zur Demokratie dazu. Und ich kann gegen solch eine Veröffentlichung sogar klagen. Auch das gehört zur Demokratie.

Nicht zur Demokratie gehört, denjenigen, von dem die (subjektiv empfundene) Blasphemie ausgeht, umzubringen. Und jeder, der auch nur annähernd versucht die Schuld an dem heutigen Terroranschlag den Opfern durch die Hintertür wieder zuzuschieben, weil sie sich mit ihren Veröffentlichungen nicht „zurückgehalten haben“, der schwächt unsere demokratischen Prinzipien. Das ist in etwa genauso wie wenn man einem Vergewaltigungsopfer vorwirft durch einen kurzen Rock dieses Verbrechen provoziert zu haben.

Karikaturisten dürfen im freien Europa geschmacklose Cartoons über Mohammed, über Jesus oder über sonstwen machen. Selbst wenn das dem ein oder anderen nicht gefällt, sie dürfen es. Blasphemie hin oder her.

#jesuischarlie

Das Gleichnis vom Unkraut zwischen dem Weizen – moderne Fassung

Für den Reliunterricht in Klasse 9 Hauptschule:

Er erzählte ihnen ein Gleichnis und sagte:
Das Himmelreich gleicht einem Admin, der einen Battlefield-Server eingerichtet hat damit andere darauf zocken können. Als nun der Server immer voller wurde, da kamen auch Cheater dazu. Die Mitglieder seines Clans fragten den Admin, woher denn die ganzen Cheater kommen. Und der Admin sagte: „Das ist ein Hackerangriff.“ Die Freunde sagten zu ihm: „Dann stell doch den Server ab.“ Doch der Admin sagte: „Nein. Denn dann kann keiner mehr spielen und die Runde läuft gerade so gut. Wir warten, bis die Runde vorbei ist und ich speichere alle Accounts von den Cheatern. Und am Ende werde ich sie bei EA-Games melden damit sie einen permban für sämtliche Server bekommen. Und alle in der Runde, die nicht gecheatet haben, bekommen Premium-Slots auf meinem Server.“

Nach Matthäus 13,24-30

Alter vor Schönheit? – Probleme bei Stimmengleichheit in kirchlichen Gremien

In der Ausführungsverordnung zum Pfarrstellenbesetzungsgesetz §3 unserer Evangelischen Landeskirche in Württemberg steht:

Die Bezirkssynode wählt spätestens in ihrer zweiten Sitzung aus ihrer Mitte die nach § 3 Abs. 4 b)7 Pfarrstellenbesetzungsgesetz notwendige Anzahl von Vertreterinnen und Vertretern des Kirchenbezirks sowie zehn Stellvertreterinnen und Stellvertreter. Diese treten bei Verhinderung oder Ausscheiden einer Vertreterin oder eines Vertreters in der Reihenfolge der bei ihrer Wahl erreichten Stimmenzahl, bei gleicher Stimmenzahl nach höherem Lebensalter, an deren oder dessen Stelle.

Man stelle sich einmal vor, es stünde dort: Bei gleicher Stimmenzahl sind zuerst die Männer dran. Das gäbe einen Aufstand. Aber das Geschlecht ist ein genauso unsinniges Kriterium wie das Alter. Nur scheint das kaum jemanden zu jucken… und das in einer Kirche, die immer gerne von der Jugend spricht, die angeblich so wichtig ist.

Es gibt nur eines, was in solch einem Fall bei Stimmengleichheit sinnvollerweise zu tun ist. Nämlich das, was sie schon im Urchristentum taten: das Los werfen.

Liebe Landessynodale: ändert das. Es muss heißen: „[…] erreichten Stimmenzahl an deren oder dessen Stelle. Bei gleicher Stimmenzahl entscheidet das Los.“ Das ist sonst Altersdiskriminierung, vor allem wenn die Vertreter nicht gewählt, sondern per Akklamation bestimmt werden und so alle die gleiche Stimmenzahl haben.

Und in diesem Zusammenhang sollte man sich auch das Kirchenverfassungsgesetz anschauen, die Paragrafen §16 und §18.

In §18, Absatz 4 heißt es (ebenso in §25 der Geschäftsordnung der Landessynode):

Bei Stimmengleichheit gilt der Antrag als abgelehnt, bei Wahlen entscheidet in diesem Fall das höhere Lebensalter.

Die gilt §16, Absatz 2 zufolge sogar bei der Wahl des Synodalpräsidenten bzw. der Synodalpräsidentin.

Der Sinn hinter dieser gesamten Regelung erschließt sich mir nicht. Das muss mir mal jemand erklären – wenn das überhaupt möglich ist.
Von jungen Menschen überlaufen sind unsere Gremien (besonders in den Bezirken) ja nicht gerade. Wenn aber schon vom Gesetz her ein älterer Bewerber im Zweifelsfall vorgezogen wird, dann wundert mich das auch nicht. Dann ist es völlig verständlich, dass davon ausgegangen wird, dass solche Gremien eher was „für alte Leute“ sind. Wollen wir das wirklich?

Kindersegnung mit Playmobil

Für einen Workshop am Wochenende habe ich diese Bilder erstellt. Sie zeigen eine Szene aus der Kindersegnung und ich wollte damit darstellen, wie allein der Aufnahmewinkel an einem Bild schon vieles ändern kann. Links aus der Sicht eines „Erwachsenen“ inklusive schimpfendem Jünger im Hintergrund. Rechts aus dem Blickwinkeln eines „Kindes“.

SONY DSC

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Theologische Anfragen an ein überbewertetes Thema

Seitdem das EKD-Familienpapier in der evangelischen Kirche so großen Wirbel verursacht hat und es noch immer tut, und seit im württembergischen Kirchenwahlkampf der Umgang mit Homosexuellen (Pfarrern) in der Kirche wieder einmal in den Blick genommen wird, seitdem denke ich nach. Beim Nachdenken und dem damit verbundenen Bibelstudium sind mir immer mehr Fragen gekommen, die ich nun einfach mal formuliere:
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Weltweite Playmobil-Reformation

Untenstehendes Bild habe ich am 31. Oktober erstellt. Der Gesamtaufwand für die Erstellung mit Ideenfindung, Zusammenstellung des Materials, dem Stellen und Fotografieren der Bilder sowie der Nachbearbeitung und Schlusskomposition entspricht in etwa dem Aufwand für eine normale Sonntagspredigt. Die normale Sonntagspredigt erreicht dabei maximal 100 Personen, wenn sie irgendwo veröffentlicht wird vielleicht noch ein paar mehr.

Reformation in Playmobil

Ich hab also am Reformationstag diese Grafik um 14:00 Uhr in Facebook gepostet. Sie wurde von der Seite Evangelisch im Facebook nach wenigen Minuten mit meiner Erlaubnis dort nochmals veröffentlicht. Und dann ging es los. Innerhalb kürzester Zeit teilten Personen und Seiten von Organisationen dieses Bild auf ihren Pinnwänden, darunter auch die Stiftung für Lutherdenkmäler. Die Grafik verbreitete sich weiter, irgendwann verließ sie Deutschland und wurde auch in Schweden, den Niederlanden und Polen weitergeteilt. Dann erreichte sie die USA und wurde dort vor allem von Facebook-Seiten lutherischer Kirchengemeinden übernommen. Viele dort waren übrigens der Meinung, es handelt sich um LEGO, was Rückschlüsse auf die Bekanntheit der Marke „Playmobil“ zulässt. Von den USA breitete sie sich weiter aus bis nach Brasilien.

Am Abend des Reformationstags um 19:00 Uhr, also 5 Stunden nach der Veröffentlichung, war die Grafik bereits von über 200 Nutzern geteilt worden. Nach 40 Stunden war sie 416 Mal geteilt worden und die organische Reichweite betrug insgesamt 32.720 Nutzer. Das bedeutet, dass diese Anzahl von Personen das Bild gesehen hat, über die ganze Welt verbreitet.

Das gibt mir schon zu denken. Zum einen, wie schnell man heute tatsächlich eine Botschaft an ganz viele Menschen weitergeben kann. Auch wenn es natürlich schlecht abschätzbar ist, wieviele der Nutzer durch das Bild an den eigentlichen Sinn des Reformationstags erinnert wurden. Ich hoffe aber mal, dass es ein paar waren (selbst bei einem Prozent immerhin noch 327).

Zum anderen stelle ich mir die viel wichtigere Frage, ob es nicht manchmal sinnvoller wäre, mehr Playmobilgeschichten zu erstellen und weniger Predigten zu schreiben… ;-)

Nachtrag (02.11.2014): Hier Teil 2

Bilder vom Pfarrkonvent in Rom

Anfang Juli war ich auf Pfarrkonvent in Rom. Es waren fünf sehr spannende Tage mit einigen außergewöhnlichen Programmpunkten wie z.B. einer Führung durch die Nekropole unter dem Petersdom oder einer Besichtigung der Sixtinischen Kapelle frühmorgens VOR dem täglichen Besucheranstrom.

Ein paar Bilder aus Rom habe ich unter Pfarrkonvent Rom 2013 auf theglade.com veröffentlicht. Hier ein Vorgeschmack:

Die Stühle im Haus Birkach

Gestern hatte ich eine Sitzung im frisch sanierten Haus Birkach, genauer gesagt im 2. Stock. Was dort sofort auffällt, ist der neue Teppichboden, der meines Erachtens nicht besonders hübsch ist, aber dem ursprünglichen Boden aus den 70ern angeblich entsprechen soll. Er war übrigens eine Vorgabe des Denkmalschutzes.

In unserem Sitzungszimmer fiel mir auf, dass die Stühle irgendwie unbequem waren. Der Grund dafür war schnell gefunden: man kann sie nur schwer bewegen. Denn natürlich wurden die Stühle für den harten Boden angeschafft, der vor der Sanierung dort verlegt war. Gleiches gilt für die Tische, die harte Rollen haben, die stark auf den Teppich drücken. Abgesehen von der Schwierigkeit, die Stühle und Tische zu bewegen, ist diese Kombination auf Dauer für den Teppichboden schädlich, weil er natürlich durch die hohe Reibung sehr viel schneller abgenutzt wird.

Warum ich dies alles überhaupt hier schreibe? Ganz einfach: Weil die Stühle für mich ein Sinnbild für das sind, was ich in unserer Landeskirche leider immer wieder beobachten muss.

Es gibt Veränderungen, die entweder selbst herbeigeführt werden oder von außen durch die Gesellschaft oder neue Mediennutzung etc. vorgegeben sind. Diese Veränderungen erfordern eigentlich weitere Konsequenzen und Umstellungen. Aber anstatt diese anzugehen, fehlt der Mut oder der Wille und man bleibt lieber auf den alten Stühlen sitzen – weil die sich ja irgendwie bewährt haben und bisher doch auch ganz toll waren.
Die Folge ist nicht nur, dass es auf Dauer recht unbequem und starr werden kann, sondern auch, dass auf lange Sicht dadurch sogar Schäden entstehen, die dann viele größere Maßnahmen nach sich ziehen könnten (um im Bild zu bleiben: ein Neuverlegen des Teppichs).

Also liebe Leute: Wenn sich etwas ändert, dann reagiert doch bitte und zieht die Konsequenzen daraus. Ach ja, und macht was mit den Stühlen in Birkach!