Staatsfeind Nr. 1?

Bei meiner BILD-Lektüre bin ich auf ein Interview mit Vizekanzler Müntefering gestoßen. Das Interview an sich hat mein Interesse kaum geweckt, ich wusste sowieso was drinsteht und dass BILD polemisch von Abkassieren spricht während Münte auf das zwingende Ende des Spaarstaates verweist und die Steuererhöhung für Schulen, Strassen etc. verwenden will – was dann wieder Arbeitsplätze bringen soll.

Man beachte bei diesem Artikel aber die Gesamtkomposition von Überschrift und Bild. Der erste Eindruck ist überaus wichtig, meistens ändert man ihn auch nicht mehr. Das gilt auch für Artikel. Die Überschrift lautet „BILD sprach mit dem Bundesarbeitsminister über den Gier-Staat. Warum kassieren Sie uns immer mehr ab, Herr Müntefering?“, dazu ein Bild eines arrogant wirkenden, genießerisch rauchenden Münte. Was wird denn hier für ein Bild von Politik und Staat vermittelt?

  • „Gierstaat“ – sowas gibt es bei uns nicht! Wir leben in einer Demokratie…
  • „abkassieren“ – als ob das reine Schikane zum Eigennutz der Politiker wäre.
  • „Sie“ – als ob Münte davon etwas hätte! Das einzige, was ihm die Steuererhöhung bringt, ist Ärger…
  • „uns“ – Wen uns? Die BILD-Redakteure vielleicht? Den Springer-Verlag?

Kein Wunder geht die Wahlbeteiligung nach unten und die Politikverdrossenheit wächst. Das gleiche Interview mit einem anderen Bild (eher gestresst bei Pressekonferenz) und einer etwas modifizierten Überschrift hätte ein völlig anderes Bild vermittelt!

Ein Gedanke zu „Staatsfeind Nr. 1?“

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