31. Oktober

Heute ist Halloween Reformationstag! Das bedeutet, dass vor 489 Jahren Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg genagelt hat haben soll.
Warum aber laufen heute abend verkleidete Kinder durch die Straßen und klingeln an den Haustüren? Gehen die nur zu Katholiken und drohen mit dem Annageln von Thesen im Gedenken an Luther? Wohl kaum…
Als ich Kind war, gab es noch kein Halloween – zumindest bei uns in Deutschland. Aber irgendwann gab es das plötzlich, und zwar nicht nur im Fernsehen in Halloween-Serienspecials, sondern auch in Form von Kürbisfratzen und Monsterkostümen in den Kaufläden. Aber warum? Aufschluss darüber gibt eine Info-Seite der Fachgruppe Karneval bei toy.de. Dort heißt es unter anderem:

Die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie wurde 1991 gegründet. Grund war der erste Golfkrieg, der zu Absagen aller Festlichkeiten geführt hat. Die Einbußen für die Karnevals-Branche waren nicht nur bedeutend, sie rüttelten zum Teil an der Existenzgrundlage mancher Hersteller. Mit der Fachgruppe sollten gemeinsam Wege für neue Strategien und Absatzmöglichkeiten gefunden werden, die eine zeitliche Unabhängigkeit von der Karnevalskampagne aufzeigten.

Und weiter:

Gemeinsam hat die Fachgruppe 1994 Halloween aus der Taufe gehoben. Damit konnte die manchmal sehr kurze Karnevals-Kampagne um mindestens 4 Wochen vorverlegt werden. Halloween bezieht sich zwar unmittelbar auf den 31. Oktober, aber die damit zusammenhängenden Veranstaltungen beginnen meist schon Anfang Oktober und gehen lückenlos in den am 11. November beginnenden Fasching über. Bis damals war Halloween nur in Kennerkreisen bekannt und wurde auf der Burg Frankenstein bei Darmstadt und in einigen irischen Kneipen gefeiert. Die Fachgruppe erläuterte über Pressemitteilungen an die Medien den Begriff Halloween, klärte über den Ursprung auf und machte Vorschläge zu Halloween-Parties. Diese Informationen wurden sehr breit aufgenommen und führten zu einem regelrechten Hype. Inzwischen besitzt Halloween einen Kultstatus.

Was die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie angestoßen und forciert hat, ist anderen Branchen nicht verborgen geblieben. So ist die Süßwaren- und die Getränke-Industrie auf diesen Zug aufgesprungen und auch Deko- und Geschenkartikel-Hersteller profitieren erheblich, selbst Bäcker holen Halloween-Brot aus dem Ofen und Metzger werben mit Halloween-Wurst. Heute werden ca. 150 Mio. Euro Umsatz mit Halloween in Deutschland gemacht, die Fachgruppe Karneval hat daran einen Anteil von ca. 12 Prozent.

Natürlich spielte bei der Übernahme von Halloween in Deutschland auch der starke amerikanische Einfluß durch Film/Fernsehen eine Rolle, der mit den bereits erwähnten Serienspecials eine gute Vorlage bot, um die ganze Geschichte auch hier bekannt zu machen. Es dürfte jedoch klar sein, dass der einzige Sinn und Zweck der Einführung von Halloween war, mehr Geld zu verdienen. Damit reiht sich Halloween als Tag des heiligen Kommerzes in die Liste ähnlicher Feste wie den Muttertag oder den Valentinstag ein.

Nachtrag: Ich war 2001 im Stift der Mitinitiators des Festes „Halloween auf 3 West“, dies habe ich allerdings weniger aus kommerziellen Gründen sondern vielmehr aus Provokation getan. Ich bin nämlich nicht nur gegen den Kommerz an Halloween, sondern auch gegen diejenigen, die Halloween als angeblich „okkultes“ Fest verurteilen und darin einen Hinweis auf die „Satanisierung“ der Gesellschaft sehen. Glücklicherweise werden diese Positionen in der letzten Zeit immer schwächer, sogar Idea hat kürzlich in einem Artikel geäußert, dass man als christlicher Jugendlicher durchaus an Halloween von Haus zu Haus ziehen kann. Daher sind Halloweenfeiern als Provokation überholt und andere Aktionen am 31. Oktober notwendig (wie im letzten Jahr das Reformationstagsfest im Wohnheim).

3 Gedanken zu „31. Oktober“

  1. Und hier in Württemberg gibts ja auch die tolle Aktion des EJW, nämlich die „ChurchNight“. Die Aktion versteht sich nicht als Anit-Halloween-Aktion, sondern als eine Aktion, die den Reformationstag wieder ins Bewusstsein rufen soll.

    Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese klingelnden Kinder am 31.10. nerven. Zu Glück bin ich heute Abend nicht zuhause ;-).

    Tja, und dann mal wieder die „Doppelmoral“ einiger Menschen: die Fastnacht findet man ja total doof und blöd (obwohl sie in unserem Kulturkreis schon eine lange Tradition hat), aber sich zu Halloween verkleiden ist cool…. Hallo?! ;-)

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