US-Wahlkampf hautnah

Ich zitiere aus dem Weblog meiner Cousine:

Auch im Fernsehen wird natuerlich eifrig um die Gunst des Waehlers geworben. Allerdings nicht mit irgendwelchen ausgefuchsten Ideen und Konzepten. Diese Wahlwerbespots beginnen grundsaetzlich erstmal mit all den schlechten Eigenschaften des Gegenkandidaten und des Ungluecks, in das derjenige dieses Land stuerzen wird (dieser Teil des Spots wird ueblicherweise in schwarz-weiss gesendet). Danach tritt dann der Retter der Nation mit passender Musik auf die sich aufhellende Bildflaeche.

Worum gehts bei dieser Wahl eigentlich? So langsam wird mir klar, warum die meisten Menschen hier keine Ahnung von politik haben. Es wird erst gar nicht versucht, den Leuten irgendwas zu erklaeren. Erst gestern hab ich das mal wieder live erlebt: Einer meiner Lehrer macht (ebenso wie die meisten Amerikaner) keinen Hehl daraus, oeffentlich ueber seinen Kandidaten zu sprechen. McCain antuerlich. Nachdem sich einer meiner Mitschueler gemeldet hatte und Obama zu seinem persoenlichen Favoriten erklaert hatte, veruchte es mein Lehrer mit ueberzeugenden Argumenten: „Dein Vater arbeitet doch hart fuer sein Geld, nicht wahr? Obama und die demokratische Partei nehmen das Geld von deinem Vater und geben es denen, die nicht hart arbeiten!“ Klingt doch irgendwie ueberzeugend oder nicht? Das ist wohl so das politische Wissen, das ein Durchschnittsamerikaner neun Tage vor der Praesidenrtschaftswahl hat…na dann – God bless America!

Dem ist nicht viel hinzuzufügen, höchstens das:

4 Gedanken zu „US-Wahlkampf hautnah“

  1. Ich kann die Irritation über diesen Wahlkampf an den Beispielen nicht nachvollziehen. Funktioniert in Deutschland Wahlkampf, durch den sachlichen Austausch der besseren Argumente? Wenn ich mich Recht erinnere, hat die CDU in den letzten Bundestagswahlwerbespots nichts anderes gemacht, als aufzuzäheln, was Rot-Grün verkehrt gemacht hat. Und ich erinnere mich noch an die Abwahl Kohls, in der ein Lehrer mir eklärte, er fände, „der Dicke müsse einfach weg. Ich kann diese Fresse nicht länger ertragen.“

    Glaubst Du, dass das Kirchhof-Bashing vor der letzten Wahl auf der guten Informationsbasis der Bevölkerung beruhte?

    Auch bei uns findet der Austausch von Argumenten (wenn es ihn überhaupt gibt) nur in FAZ, SZ, Welt und Zeit statt. In den USA gibt es mit LA-Times,NY-Times, Washington-Post, Chicago- Tribune… genügend Zeitungen, die dies auf hohem Niveau tun.

    Wenn Du Deine Informationen über N24 beziehst solltest Du Dich anschließend auch nicht behaupten, auf welch niedrigem Niveau „die Deutschen“ Politik betreiben würden.

  2. Man sollte nie den Satzbau noch nachträglich verändern. Der letzte Satz oben sollte ungefähr das hier aussagen:

    Wenn man seine Informationen über die politische Auseinandersetzung in Deutschland über N24 bezieht, dann sollte man anschließend auch nicht behaupten, „die Deutschen” würden auf so erschreckend niedrigem Niveau Politik betreiben.

  3. Es macht schon einen Unterschied, ob ich mich über die Fehler von Rot-Grün aufrege oder ob ich einem Kandidaten ein Nähe zu Terroristen anhänge – und damit begründe, warum ICH stattdessen gewählt werden soll (Eigene Ziele? Egal!).

    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es einen Spot der CDU gab, in dem Fischer als Steinewerfer zu sehen war und der mit dem Schluss endet: Joschka – zu riskant für Deutschland. Insofern ist es schon noch ein kleiner Unterschied.

    Aber ich stimme dir natürlich zu. Inhaltlich ist der Wahlkampf in Deutschland ähnlich niveaulos. Vielleicht ist der eigentliche Unterschied nur der, dass es in den USA eben nur zwei Alternativen gibt und dabei das Profil auch von vorneherein feststeht.

  4. Also ich finde da ist schon ein Unterschied, zumindest was die Medien angeht. Es kann ja sein dass die Argument der deutschen Politiker (beispielsweise) in den Wahlwerbespots nicht sehr ueberzeugend sind, aber immerhin stellt hier jeder Kandidat sein eigenes Programm vor und stichelt nicht nur an dem des anderen rum bzw. setzt irgendwelche schockierenden Neuigkeiten aus der Vergangenheit des anderen in die Welt. Das wirkt einfach nur dumm und sinnlos.

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