Der Mann mit dem grünen Helm

Bildbearbeitung ist eine tolle Sache und man kann viele schöne Dinge damit machen. Oder schlimme Dinge. Oder man macht schlimme Dinge noch schlimmer. So geschehen im Libanon, wo ein Fotograf von Reuters einfach mal ein paar Bilder manipuliert hat. „Der Standard“ berichtet:

Ein Foto israelischer Bombenangriffe auf Beirut, von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlicht, ist in plumper Weise mit einem Computerprogramm gefälscht worden. Rauchwolken waren auf dem Bild mitsamt Häusern herauskopiert und neben der ursprünglichen Rauchwolke wieder eingefügt worden, um den Eindruck von noch mehr Rauch und noch mehr Zerstörung zu erwecken.

Ähnliches gibt es auch in der Netzzeitung oder im englischen Blog „EU-Referendum„.
Als ob das noch nicht genug wäre, wird im selben Blog auch noch auf auffällige Bilderserien verschiedener Nachrichtenagenturen mit einem Mann mit grünem Helm und totem Kind auf dem Arm hingewiesen. Wer einen Blick auf „Qana – the directors cut“ wirft, wird erschüttert sein. Es sieht tatsächlich so aus, als ob hier mit toten Kindern Propaganda-Bilder gemacht wurden. Hier ein kleiner Auszug aus dem ausführlichen Versuch einer Rekonstruktion der Bilderserie:

„Green Helmet“ is making a „camera run“, carrying the highly photogenic corpse of a little girl, holding it is arms to maximise the shock value and the emotional impact.

Liest man im Blog noch etwas weiter, so findet man den Mann mit dem grünen Helm wieder. Er taucht z.B. auch noch in einem Video aus Tyrus auf, und in noch mehr Bildern, auch in alten Bildern. „Der Standard„:

Und dann sind die britischen Blogger auf eine interessante Spur gestoßen. Vor zehn Jahren, am 18. April 1996, unternahm die israelische Armee schon einmal einen Angriff auf Kana, bei dem ebenfalls viele Kinder umkamen. Auf Pressefotos von damals ist ein Mann zu sehen, der eine Leiche präsentiert. Der Herzeiger mit dem grünen Helm trägt zwar noch keine Brille, aber es ist derselbe, von dem vermutet werden darf, dass er eher als Hisbollah-Offizier denn als Mitarbeiter des Rettungsdienstes tätig ist.

Dass Kinder bei Angriffen der Israelis umkommen, ist schlimm. Aber dass die Hisbollah mit ihnen Propaganda treibt und ihren Tod dazu benutzt, auf emotionaler Ebene Stimmung zu machen, ist geschmacklos und verstößt gegen die Menschenwürde. Dass die Presse bei solchen Dingen mitmacht (und es ist offensichtlich, dass den Fotografen die „Präsentation“ aufgefallen sein muss) ist ethisch und moralisch eigentlich nicht vertretbar und zeigt nur, dass es bei der Berichterstattung nicht um die Menschen, sondern vielmehr um die Bilder und die Einschaltquoten, also ums Geld geht.

2 Gedanken zu „Der Mann mit dem grünen Helm“

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