Antibiotika? Hols der Geier…

Vorher kam ein spannender Bericht auf ARD in der Sendung Weltspiegel. Es ging um „das Sterben der Geier“ in Indien, wo Millionen von Geiern in den letzten Jahren an einer mysteriösen Krankheit gestorben sind. Man hat nun herausgefunden, dass ein in der Tiermedizin verwendetes Arzneimittel daran schuld ist: Diclofenac

„Diclofenac wird mehr als alle anderen Medikamente verwendet. Mehr sogar als Antibiotika. Es hilft gegen Vieles – Fieber, Gelenkschmerzen und alle Art von Entzündungen. Deshalb spritzen wir es sehr häufig.“
[…]
Für die Nieren, vor allem aber die Leber der Geier, so fand Dr. Prakash heraus, ist der Pharmacocktail reines Gift. Innerhalb von vier Wochen ist das Ende des Vogels gewiss.

Nun mag sich der ein oder andere fragen, warum denn das mit den Geiern so schlimm ist, schließlich sind es doch häßliche Viecher und ernähren sich von Aas und überhaupt. Leider ist das Problem aber größer, als es auf den ersten Blick scheint. Der Geier ist das „heimliche Wappentier“ Indiens. In einem Land, dessen zu einem Großteil hinduistische Bevölkerung die meisten Tiere als heilig betrachtet und daher weder schlachtet noch sonstwie verwertet, ist ein Aasfresser ein wichtiger Garant gegen herumliegende Tierkadaver und damit für die Gesundheit von Tieren und Menschen.
Auf den Tierfriedhöfen, wo früher tausende von Geiern die abgeladenen Kadaver in Minuten verschwinden ließen, gibt es heute kaum noch Geier. Das verwesende Fleisch wird so nur zu einem Teil von wilden Hunden und Krähen gefressen, die den Job des Geiers übernommen haben. Es gibt dabei nur ein Problem:

Der aber war durch sein Immunsystem vor den tausendfachen Erregern im verwesenden Fleisch geschützt. Hunde und Krähen dagegen tragen sie in Dörfer und Städte.

Im Artikel „Schmerzmittel tötet Geier“ des Abendblattes wird die Veterinärmedizinerin Lindsay Oaks von der Universität Washington zitiert, die den Zusammenhang zwischen Diclofenac und dem Tod der Geier vor einigen Jahren herausgefunden hat:

„Es ist der erste erwiesene Fall, dass ein pharmazeutisches Produkt eine ökologische Katastrophe solchen Ausmaßes verursacht“

Wer nun mit Verweis auf diese Tatsache die Benutzung von Antibiotika oder anderen Produkten bei Tieren abschaffen will, muss dabei aber auch sagen, dass in Indien der Gebrauch von Medikamenten nicht in dem Maße beschränkt ist, wie hier bei uns. Das bedeutet, dass Diclofenac dort wesentlich schneller zum Einsatz kommt und noch dazu in viel höheren Dosen… Trotzdem muss man sich fragen, ob etwas ähnliches nicht auch bei uns passieren könnte.

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