Schnecken-Express

Normalerweise erwartet man bei einem „Express-Versand“, dass das Paket schneller da ist als mit der gewöhnlichen Post.

Heute habe ich eine nette Benachrichtigung von DHL Express erhalten, dass meine Lieferung nicht zugestellt werden konnte. Dann musste ich bei einer Nummer anrufen, wo ich dann informiert wurde, dass eine Lieferung am nächsten Werktag kostenlos möglich wäre (ja hoffentlich!).

Damit bringt mir der Express-Versand ja nun mal rein gar nix, denn mit Normalversand wäre es genauso schnell gewesen. Vielmehr hätte der normale Postbote mein Paket auch beim Nachbarn abgegeben oder ich hätte es am selben Tag noch in der Postfiliale Emmerich abholen können. Das wäre bei DHL Express auch gegangen – aber die Abholstelle ist in Düsseldorf Ratingen…

Olympia und die Kinder

Was hat Michael Jackson mit der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking zu tun? Auf den ersten Blick nichts…

Wer jemals einen Teil der „HiStory“-Tour gesehen hat, wird sich vielleicht daran erinnern, dass beim Lied „Heal the World“ am Ende die Soldaten mit dem Panzer auf Kinder trafen, die sie „bekehrten“ und zum Frieden (Blume statt Gewehr) bewegten.

Kinder und Soldaten, das sind völlige Gegensätze. Auf der einen Seite das unschuldige, zerbrechliche Kind – auf der anderen Seite der Soldat, der Gewalt und Tod bringt. Darum verbindet man diese beiden Elemente gerne, in Kriegsfilmen z.B., und dann kommen die Soldaten bzw. der Krieg immer schlecht weg. Zurecht. Meistens ist das dann kitschig, aber ok.

Heute war das anders. Bei der Eröffnungsfeier trugen schön hergerichtete, süße Kinderchen zum Gesang eines putzigen Mädchens die chinesische Flagge zum Mast. Und dann übergaben sie in ihrer Formation die Fahne an Soldaten, die da die ganze Zeit schon rumstanden und diese brachten sie im Stechschritt direkt zum Mast um sie mit nationalem Stolz zu hissen.

Warum die Kinder? Warum nur? Wenn, dann doch bitte nur die Soldaten… wozu diese Kinder, die mit Soldaten höchstens gemeinsam haben, dass sie vermutlich in ähnlicher Weise gedrillt wurden, um das auch mit höchstmöglichster Präzision und Synchronität zu performen.

Kinder mit Soldaten auf diese Weise gemeinsam interagieren zu lassen, für eine Fahne, von der die meisten von ihnen nicht mal wissen, für was sie steht, ist reine Propaganda. Nationalistischer Müll… wie damals 1936. Und das finde ich schrecklich!

Nachtrag: Beim nochmaligen Durchlesen stellte ich fest, dass dieser Artikel auch von F. J. Wagner stammen könnte… wie bitter.

Sicherheitsbestimmungen

Das hier ist ein 24-ml Fläschen mit Reinigungsflüssigkeit für Linsen, hauptsächlich benötigt für die Objektive meiner Spiegelreflex-Kamera. Damit klappt die Reinigung echt super. Das Fläschchen ist deshalb auch nur noch etwa halb voll (gekauft noch in Kiel, wohlgemerkt).

Hama Reinigungsflüssigkeit

Nun ist es seit einiger Zeit so, dass Flüssigkeiten im Flugzeug nicht mehr ohne weiteres ins Handgepäck dürfen. Es dürfen maximal Mengen von jeweils 100ml in eine durchsichtige, verschließbare Plastiktüte. Darunter fallen auch Kosmetika, Duschgel etc.

Und nun ratet mal, was sowohl in Düsseldorf als auch in Las Palmas ohne weiteres in meinem Handgepäck durchging. Richtig.

Man muss dazu noch anmerken, dass es nicht nur ein Fläschchen mit Flüssigkeit ist, sondern sogar ein Fläschchen mit dem Warnhinweis „Reizend!“. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich die Reinigungsflüssigkeit dem Piloten in die Augen gesprüht hätte…

Faulheit, Geiz und Resignation…

.. das sind die Geißeln der modernen Gesellschaft. Aktuelles Beispiel: Die Lidl-Affäre.

Ich habe folgenden Artikel bei spiegel.de gefunden (Spitzel-Affäre bei Lidl: Sind wir hier bei Scientology?), in der einige Kunden zu Wort kamen, die (immer noch) bei Lidl kaufen.

Angela Leiberg findet es „unglaublich“, wie Lidl seine Mitarbeiter ausspioniert: „Sind wir hier bei Scientology?“ Die 52-Jährige weiß jedoch nicht, wo sie sonst einkaufen soll. Im Bio-Markt? „Kann ich mir nicht leisten“, sagt die frühere Englischlehrerin, die zurzeit arbeitslos ist. In anderen Discountern, etwa Aldi oder Plus? Leiberg fragt zurück: „Ist es da denn anders?“

[…]

Auch Ina Schulte weiß von der Lidl-Affäre – trotzdem verlässt sie das Geschäft mit einer großen blau-gelben Plastiktüte. „Ist schon ein komisches Gefühl“, gibt die 24-jährige Modestudentin zu. Sie kommt von der Universität, der Supermarkt liegt auf ihrem Heimweg. Sie überlege aber, in Zukunft woanders einzukaufen.

[…]

Ein junger Mann schließt sein Fahrrad an ein Baugerüst neben dem Eingang. Ein Boykott kommt für ihn nicht in Frage: „Das bringt doch nichts, dann verlieren die Leute bloß ihren Arbeitsplatz“, sagt er. Außerdem halte das niemand lange durch, und spätestens nach einer Woche sei dann alles wie vorher. „Das Problem ist doch, da werden Leute beobachtet, die denken, dass sie in einem geschützten Raum arbeiten.“ Dieser Betrug müsse sanktioniert werden, fordert Hermann K.: „Da sollte mal jemand dem Chef auf die Finger klopfen.“ Die Kunden könnten aber nichts ausrichten.

Zugegeben: Manche müssen beim Discounter kaufen – weil es einfach billiger ist und sich viele leider nichts anderes leisten können. Das werfe ich auch keinem vor.

Erschreckt haben mich jedoch vor allem eine Aussage: Die Kunden können nichts ausrichten. Das glaube ich nicht. Und wer das denkt, macht es sich zu einfach. Kundenreaktionen können sehr etwas bewirken, gerade bei einem Discounter, der sowieso mit knappen Gewinnspannen kalkulieren muss. Die Kunden haben es in der Hand. Boykott ist immer irgendwie blöd, weil darunter meist eben doch die Angestellten vor Ort leiden, aber es gibt kaum eine andere Möglichkeit, den Chefs mal einen Dämpfer zu verpassen.

Die vorgeschobene Ausrede „wir können doch gar nichts machen“ ärgert mich immer wieder, in der Politik ist das genauso. Es mag zwar viele Fälle geben, wo das zutrifft, aber bei einigen eben auch nicht. Diese Ausrede passt sehr gut, wenn man einfach zu faul ist, woanders einzukaufen, oder wenn man nicht bei Edeka oder einem anderen teureren Vollsortimenter bzw. einem Gemüseladen oder Metzger einkaufen will, weil es dort ein paar Cent teurer ist.

Wenn man lange genug sagt „das machen doch eh alle“ und „was kann ich da schon ausrichten“ dann wird es nicht nur wahr, sondern sogar noch schlimmer. Dann ist es vielleicht plötzlich der Arbeitgeber eben dieses Mannes, der ihn überwacht und kontrolliert… und irgendwann machen es wirklich alle und dann ist es Normalität.

Nochmal Fitna

Hier ein Artikel über den Film „Fitna“ von faz.de: Quälende Collage des Hasses im Internet.

Einiges, was der Autor schreibt, habe ich beim Anschauen des Films ebenso empfunden. Ich war mir sowieso nicht sicher, ob nicht das Ziel von Wilders nicht eben diese „Panik davor“ gewesen ist. Letzte Woche habe ich kurz darüber nachgedacht, ob er vielleicht nicht sogar in dem Film selbst nur die Diskussion über den Film (von dem ja niemand wusste, was drin vorkommt) zum Thema macht.

Das wäre wahrscheinlich wesentlich eindrücklicher gewesen, als diese Aneinanderreihung von Hasspredigten und Terrorbildern – die kennt man inzwischen ja (leider) nur zu gut.

Frieden zwischen den Religionen? – Ganz einfach!

Ich habe heute in einem Artikel zu dem umstrittenen Film „Fitna“ eine Diskussion im Spiegel.de-Forum gelesen. Einige der Kommentatoren schweiften im Theme etwas ab und stritten sich über das Verhältnis und den Dialog der drei großen Buchreligionen Judentum, Islam und Christentum.
Dann dieser Ausschnitt aus einem Beitrag:

Zitat:
Juden, Christen und Muslims glauben nicht an denselben Gott

die Juden und die Muslime glauben sehr wohl an einen einzigen Gott. Und da er den Juden durch Abraham, Moses, etc. offenbart wurde und den Muslimen durch Mohammed, auch an denselben Gott.
Nur die Christen glauben dass Jesus=Gott, was allerdings weder die Juden noch die Muslime glauben. Insofern hast Du Recht.

Zitat:
– zahlreiche Wiederholungen dieser Behauptung machen sie nicht richtiger.

um des FRIEDENS unter den Religionen willen solltest Du es auch so sehen. Sollte auch der Vatikan es so sehen. Denn Jesus=Gott ist sowohl für Juden als auch Muslime eine Gotteslästerung. Vielleicht wäre hier eine „Modernisierung“ des Christentums angebracht. In dem Sinne, dass Jesus ein Prophet war, kein Gott. Das reicht doch auch. Dann ist wenigstens unter den drei großen Gott-Religionen Friede.

Ich musste unwillkürlich lachen. Jesus ein Prophet… das reicht doch auch. Damit hätten die Christen sich selbst mal kurz abgeschafft.

Und selbst wenn jemand auf die hirnrissige Idee kommen würde – als ob das so einfach wäre mit der Modernisierung einer Religion. Luther wäre damals dafür fast umgebracht worden und der hat nicht an der Göttlichkeit Christi gerüttelt.

Ach ja. Und dann wäre sicher Friede, weil es nur an den Christen hängt. Die Muslime haben ja nichts gegen die Juden, wie wir alle wissen.

Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich dazu noch sagen soll. Eigentlich ist jeder Kommentar überflüssig.
Erschreckend ist es trotzdem.

Nein! Doch! Ohhhhh…

Gestern bei den Nachrichten fiel es mir (erneut) in voller Härte auf: Frankreichs Präsident Sarkozy erinnert mich immer an Louis de Fun?s. Warum auch immer. Vielleicht, weil er in England besonders rumgezappelt hat.

Jedenfalls hab ich mich auf die Suche nach Leuten gemacht, denen es ähnlich geht – und ich wurde fündig. Hier die ultimativen Bildervergleiche: Nicolas Sarkozy est le fils de Louis de Fun?s und Brüder in der Grimasse!

Nachtrag zum Titel:

Kein Ende der Streiks

Wie auf Spiegel.de nachzulesen ist (Lokführer panen Totalstreik ab Montag) stehen schon wieder Streiks vor der Tür. Pünktlich zu den bald beginnenden Osterferien, geschickt gemacht.

Außerdem streikt auch noch der öffentliche Nahverkehr und das Flughafenpersonal. Angeblich will Ver.di den deutschen Flugverkehr lahmlegen. Ich hoffe, dass Lena heute überhaupt fliegen kann, die ist in der Schweiz.

Soll man Nokia boykottieren?

Die Politiker machen es vor (Spiegel.de):

SPD-Fraktionschef Peter Struck treibt es mit den symbolischen Gesten auf die Spitze und hat laut „Bild“ sein Nokia-Handy abgeschafft. „Was Nokia in Bochum vorhat, ist eine Riesensauerei. Ich habe heute mein Büro gebeten, mir ein anderes Handy zu besorgen“, sagte Struck dem Blatt zufolge. Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) lasse sogar prüfen, ob ein Nokia-Boykott des gesamten Ministeriums zulässig ist. „Ich habe den Leiter unserer Zentralabteilung angewiesen, zu schauen, ob und unter welchen Bedingungen wir bei Nokia aussteigen können.“

Mal abgesehen davon, dass die paar weniger Handys Nokia kaum jucken können – es ist dennoch eine starke symbolische Geste. Aber ist sie auch sinnvoll? Meines Erachtens nur, wenn Nokia tatsächlich eine „Subventionsheuschrecke“ ist. Aber das ist offensichtlich nicht klar, das Wirtschaftsministerium mahnt zu Sachlichkeit.

Ich habe noch nie ein Nokia-Handy besessen, und werde mir vermutlich auch keines kaufen. Ich boykottiere also quasi mit.

Meine Frage ist jedoch in der Tat, ob ein Boykottaufruf tatsächlich gerechtfertigt wäre.

Der noch größere Lauschangriff

Bei Spiegel.de („Schäuble will weitere Lockerungen„) heute gesehen:

Abgeordnete, Strafverteidiger und Geistliche sollen künftig vor Abhörmaßnahmen des BKA nicht mehr absolut geschützt sein. In den jüngsten Entwurf des neuen BKA-Gesetzes ist der Abhörschutz weiter eingeschränkt worden, bestätigte das Bundesinnenministerium.

[…]

Demnach sollen im Einzelfall auch Telefone und Räume bislang besonders geschützter Berufsgruppen abgehört werden können […]

Was soll man dazu noch sagen?
Wann wird endlich die Gedankenlesmaschine erfunden, dann könnte Schäuble sogar noch in die Köpfe der Menschen sehen. Dann wäre er vielleicht zufrieden…

Der Spießer und seine Schuld

Nachlesenswert: Der Zeit-Autor Jens Jenssen hat in seinem Video-Kommentar einen Diskussionsbeitrag zum Angriff der ausländischen Jugendlichen auf den Rentner in der Münchner U-Bahn geliefert.

Unter anderem sagt er darin:

Man fragt sich doch, ob dieser Rentner, der sich das Rauchen in der Münchener U-Bahn verbeten hat und damit den Auslöser gegeben hat zu einer zweifellos nicht entschuldbaren Tat, eben sicher nur in der Kette einer unendlichen Masse von Gängelungen, blöden Ermahnungen, Anquatschungen zu sehen ist, die der Ausländer, namentlich der jugendliche, hier ständig zu erleiden hat.

Das nimmt die Bildzeitung zum Anlass, gegen ihn zu schießen. Und „kritische“ Kommentare zu Jenssens Beitrag sind in großer Zahl eingegangen, wie man bei der Zeit selbst nachlesen kann.

Zur Qualität der Kommentare lasse ich mich an dieser Stelle nicht aus, sie zeugen wieder einmal davon, wie rabiat, besserwisserisch und radikal einzelne Elemente der Gesellschaft gegen Meinungen vorgehen, die nicht dem Mainstream (oder ihrem persönlichen Eindruck davon) entsprechen.

Ich möchte jedoch an dieser Stelle auf Jens Jenssens Antwort bei der Zeit verweisen („Erschrocken„), wo er sich zu den Vorwürfen aus den Kommentaren äußert.
Sowohl den Vorwurf des „1. Klasse-Fahrers“ als auch den des verkappten Leninisten entkräftet er und hält gleich zu Beginn fest:

Keineswegs habe ich, wie mir die meisten unterstellen, die an der Münchener Gewalttat beteiligten Ausländer zu rechtfertigen versucht. Die Pointe bestand ja gerade darin, dass es sich um bekannte Intensivtäter handelte, die für die Masse der hier lebenden ausländischen Jugendlichen gerade nicht repräsentativ sein können: umso fragwürdiger, dass an den Münchner Vorfall eine Ausländerdebatte geknüpft wurde.

Auch wenn ich den Beitrag von Jenssen an vielen Stellen für überzeichnet halte – damit hat er Recht. Denn es ist kaum verwunderlich, dass die Intensivtäter auf diese Weise reagiert haben. Die Frage ist doch: Hätten alle ausländischen Jugendlichen so reagiert und den Rentner verprügelt? Hier kann man meines Erachtens nicht „ja“ sagen, aber es gibt einige in Deutschland, die so tun, als könne und müsse man das.

Natürlich sind die Täter schuld an der Tat, und nicht der Rentner. Man darf jedoch tatsächlich nicht unterschlagen, dass die Ursache der Tat der Hinweis des Rentners auf das Rauchverbot war. Damit hatte er natürlich Recht. Aber Recht haben allein hilft nicht – schon gar nicht gegen unerschrockene Kriminelle (die ja, wie der Ausdruck kriminell schon zeigt, eben nichts vom Recht halten).

Hätte er deutsche Jugendliche mit ähnlichem kriminellen Hintergrund darauf hingewiesen, wäre der Effekt unter Umständen der gleiche gewesen. Nur, dass dann weder Koch noch die Bildzeitung einen Grund für die Aktionen der letzten Wochen gehabt hätten.

Nochmal Jenssen:

Und ich beharre allerdings darauf, dass Deutschland ein Spießer-Problem hat. Und dass in diesem Land mit unerbetenen und zudringlichen Ermahnungen, Ratschlägen, Besserwissereien und scheelen Blicken jeder Ausländer schlechte Erfahrungen macht, auch Briten, Franzosen oder Österreicher.

Ich glaube, er hat damit zumindest nicht völlig unrecht. Schlechte Erfahrungen mit Einheimischen machen aber alle Ausländern überall in der Welt… in manchen Ländern werden sie belächelt, in manchen mißtraut man ihnen, bei uns ermahnt man sie besserwisserisch und in den meisten Ländern werden sie einfach nur beschissen.

Kopfnoten für alle

Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit

Das sind die Punkte, in denen Schüler in NRW diese Woche zum ersten Mal Noten erhalten, die sogenannten Kopfnoten („Kopfnoten sind wie Pickel„). Für die umfangreichen Zeugniskonferenzen fällt sogar teilweise der Vormittagsunterricht aus.

Ich frage mich, welche Noten wohl die Verantwortlichen in Oberschulämtern und Kultusministerium für diese Idee von den Lehrern bekommen würden.
Wäre es nicht sinnvoller, statt der Diskussion über Sozialkompetenz, Konfliktfähigkeit und ihrer Bewertung in dieser Zeit etwas zur Förderung dieser Punkte bei den Schülern zu unternehmen?

Religionswissenschaft durch die Blume

Gerade gefunden und hochinteressant: Die Homepage von Dr. Michael Blume und das dazugehörige Blog Dr. Blume.

Eine richtige Fundgrube zu allen möglichen religionswissenschaftlichen Themen, spannend fand ich z.B. die Rubrik „Kult-Filme„.
Allerdings braucht man um alles zu lesen vermutlich eine halbe Ewigkeit, in einem Jahr hat Dr. Blume so einiges zusammengebloggt.

Das Toleranz-Dilemma

Was hoaßt denn Toleranz? Toleranz des hoaßt nämlich, wenn man’s übersetzt ins Deutsche, soviel wie „tolerieren“. Des ist soviel wie „etwas ertragen“, „etwas aushalten“ – des hoaßt des!
Des kommt daher, wenn se früher einen Menschen gefoltert ham, und der hats überlebt – dann war der tolerant!

[…]

Nur ein Rindviech ist nur tolerant! Man muss doch en Standpunkt ham! Des gibts jo ned!

Gerhard Polt

Anlässlich eines Telefonats mit Armin habe ich ein wenig über das Thema Toleranz nachgedacht. Ich verweise hierzu auch auf einen älteren Beitrag sowie auf Armins Kommentar zur Kirchenwahl.

Es gibt immer ein Dilemma, sobald eine Pro-Toleranz-Gruppe (T) auf eine Intolerante Gruppe (I) trifft. Es bestehen dann nämlich genau zwei Handlungsmöglichkeiten:
Entweder T akzeptiert, dass die andere Gruppe intolerant ist oder T wirft I die Intoleranz vor.

Bei beiden Möglichkeiten entsteht ein Dilemma.

  1. Akzeptiert T die Intoleranz von I, ist sie zwar selbst tolerant, wendet sich aber dennoch gegen ihre eigenes Programm, da sie Intoleranz implizit gutheißt.
  2. Spricht sie sich gegen I aus, steht T zur eigenen Maxime, handelt aber nicht danach, da sie ja die Haltung von Gruppe I nicht toleriert.

Dieses stark schematische Beispiel greift fast immer und man kann regelmäßig in verschiedenen Fällen beobachten, wie mal nach 1. und mal nach 2. gehandelt wird, wobei die Entscheidung dabei vom Toleranz-Verständnis und von der eigenen Überzeugung abhängt.

Eine Gruppe, die wenig oder nicht zu eigenen Überzeugungen steht, wird immer zu 1. tendieren. Hintergrund ist dann ein falsches Toleranzverständnis bzw eine Angst vor eigener Intoleranz. Deutsche neigen besonders im Zusammenhang mit Zugeständnissen an Angehörige andere Nationalitäten oder Religionen dazu, wobei hier auch die Angst vor dem Nazi-Vorwurf eine große Rolle spielt.

Jemand mit einer Überzeugung stößt irgendwann an eine Grenze, über die er nicht hinwegkann und landet dann bei 2. Dies ist z.B. die notwendige Haltung in einer toleranten Gesellschaft, die sich selbst schützen und erhalten möchte. Denn Toleranz gegenüber einer zerstörerischen Intoleranz führt zur Zerstörung der Toleranz selbst.
Allerdings muss hierbei auch gesagt werden, dass bei einer zu niedrigen Grenze die Toleranz durch solches Verhalten ebenfalls bedroht ist.

Je länger ich also überlege, um so deutlicher wird mir, dass das Dilemma nicht aufzulösen ist, sondern ein notwendiges Mittelmaß zwischen 1. und 2. gefunden werden muss. Progressive politische und religiöse Gruppen sollten sich dabei eher Richtung 2. orientieren, da diese eher zu einer Übertoleranz neigen. Konservative, deren Toleranzgrenze wesentlich niedriger ist, sollten sich an 1. orientieren.

Eine bessere Lösung habe ich leider nicht…

Eva Herman und Godwins Gesetz

Das Godwin Gesetz besagt,

dass im Verlaufe langer Diskussionen, beispielsweise in Usenet-Newsgroups, irgendwann jemand einen Nazivergleich oder einen Vergleich mit Hitler einbringt.

[…]

Üblicherweise wird die Diskussion nach einem Nazivergleich zwar beendet, jedoch keine Einigkeit erzielt. Derjenige, der die Nazis erwähnte oder seinen Diskussionsgegner als solchen bezeichnete, hat sich damit selbst disqualifiziert, egal worum es ging.

Quelle: Wikipedia.de

Henryk M. Broder greift heute bei Spiegel Online im Artikel „Der programmierte Eklat“ dieses Gesetz auf und erläutert dann den Rauswurf von Eva Herman bei Johannes B. Kerner und in diesem Zusammenhang den Umgang der Deutschen mit der NS-Geschichte.

Ein lesenswerter Artikel. Vor allem deshalb, weil der Autor mit einem kleinen Satz eigentlich seine Erklärung dafür abgibt, wie es zu diesem Debakel kommen konnte:

Denn Frau Herman ist zwar das, was man in Amerika „street smart“ nennt, aber wirklich klug ist sie nicht.

Interessant ist ürbigens auch, was Broder auf der zweiten Seite über das Erbe des Nationalsozialismus in unserer heutigen Gesellschaft sagt. Das war mir so nicht klar (bis auf die Autobahnen natürlich).